Tony Marshall-Tochter Stella Interview
Petra Cichos, Telefon: 01712031359, E-Mail: info@cichospress.de
Exklusiv – autorisiert – noch nicht veröffentlicht
Interview mit Tony Marshalls behinderter Tochter Stella
· Meine Eltern haben mir gezeigt über Behinderung zu sprechen
· Meine Eltern haben mir viel Selbstbewusstsein mit auf den Weg gegeben
· Ich bin ein eigenständiger Mensch und sehe mich nicht als behindert
· Ich habe oft Zweifel, aber nie mit meinem Leben gehadert
· Meine Eltern haben mich nie verpeppelt
Foto Stella mit Papa Tony
Vorlauf: Stella wurde 1979 durch eine Fruchtwasser-Untersuchung behindert geboren. Die Punktion hat das Gehirn so verletzt, dass sie ihr rechter Arm, ihr rechter Fuß und das rechte Auge gelähmt sind. Außerdem leidet sie unter Epilepsie.
Autorisiert – Mai 2011
Sie leiten die Tony Marshall-Stiftung, die in der „Reha Südwest für Behinderte“ integriert ist. Worum kümmern Sie sich da ganz besonders?
Leiten ist das falsche Wort. Ich bin die Botschafterin der Stiftung. Ich verschicke Infomaterial, bin bei Veranstaltungen meines Vaters an unserem Infostand, knüpfe und pflege Kontakte.
Sie wohnen selbst in einer Wohngemeinschaft – oder? Gefällt es Ihnen?
Ich wohne alleine und es gefällt mir sehr gut!
Welche Bereiche der Behinderten-Hilfe müssten noch mehr gefördert werden?
Das sind genau die Bereiche, um die sich die Tony Marshall Stiftung kümmert, nämlich: Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen und Wohnmöglichkeiten.
Hat sich in den letzten Jahren die Behinderten-Hilfe verbessert?
Die Behinderten-Hilfe ist in den letzten Jahren sehr stark vorangeschritten, aber es gibt noch sehr viele Bereiche, die abgedeckt werden müssen. Es gibt in unserer Gesellschaft immer noch Menschen mit Behinderungen, die keine Lobby haben.
Hat sich in den letzten Jahren die Offenheit gegenüber Behinderten verändert?
Es wird sicherlich viel über Menschen mit Behinderungen berichtet und geschildert wie man helfen kann, aber es gibt noch sehr viele Berührungsängste auf beiden Seiten unserer Gesellschaft.
Sie und Ihre Eltern waren damals so mutig über Ihre eigenen Erfahrungen zu berichten – war das gut für Sie?
Sehr gut sogar. Sie haben gezeigt, dass es wichtig ist, über Behinderung zu sprechen, nicht um Mitleid zu bekommen, sondern um Aufklärung zu schaffen. Sie haben mir so viel Selbstbewusstsein mit auf den Weg gegeben, dass ich damit umgehen kann, für die Stiftung selbst in der Öffentlichkeit zu stehen. Denn ich bin ein eigenständiger Mensch und sehe mich selbst nicht als behindert.
Glauben Sie an Gott? Haben Sie jemals mit Ihrem speziellen Lebensweg gehadert?
Ja, ich glaube an Gott. Ich habe, wie jeder andere Mensch, oft Zweifel, aber mit meinem Leben gehadert habe ich noch nie.
Woher nehmen Sie die Kraft, sich so für andere einzusetzen?
Durch meine Mutter habe ich gelernt für eine Sache zu kämpfen, für die es sich lohnt. Sie hat auch nie aufgegeben und ist deshalb für mich ein großes Vorbild.
Wie geht es Ihnen jetzt? Was macht für Sie ein Tag schön?
Mir geht es sehr gut, danke. Es ist schön, wenn jeder Tag kleine Erfolge bringt.
Worüber könnten Sie sich aufregen?
Es gibt viele Sachen, über die ich mich aufregen könnte. Alltägliche Dinge, auf meinem Arbeitsweg, zum Beispiel, über den Umgang zwischen Menschen. Ich wünsche mir mehr Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft, auch im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel.
Haben Sie einen speziellen Wunsch? Was möchten Sie im Leben noch erreichen?
Zuerst einmal möchte ich unsere Stiftung, die sich um körper- und mehrfach behinderte Menschen kümmert, noch bekannter machen und dann möchte ich die Integration von Menschen mit Behinderungen weiter voranbringen (Hilfe zur Selbsthilfe). Das Wort „Behinderung“ steht zu sehr im Vordergrund und allein schon durch das Wort werden diese Menschen zum Außenseiter.
Sie sind sehr früh ausgezogen. Hatten sie nicht etwas „Bammel“?
Es war mein eigener Wunsch, zuhause auszuziehen. Meine Eltern haben mich darin tatkräftig unterstützt, weil sie wussten, dass das für mich das Allerbeste war. Durch diesen Schritt bin ich auch viel selbständiger geworden. Das freut meine ganze Familie und natürlich mich selbst. Ich wollte schon immer alles alleine machen. Meine Eltern haben mich nie verpeppelt sondern mich immer gefördert und das war gut. Fürsorge im positiven Sinne (Kinder in ihren Möglichkeiten zu fördern und zu motivieren, so dass sie später selbstbestimmt und weitgehend selbständig leben können) halte ich für sehr wichtig!
Was war für Sie das schönste Erlebnis im Leben? Was das traurigste?
Wissen Sie, es gibt für alle Menschen schöne und auch traurige Erlebnisse. Man sollte versuchen, aus den Dingen, die im Leben geschehen, das Beste herauszuholen und darf nie den Mut verlieren. Das ist auch für mich nicht immer einfach.
Welchen Stellenwert hat Ihre Familie? Eltern, Geschwister?
Meine Familie hat für mich einen sehr hohen Stellenwert und kommt an 1. Stelle. Wir sind immer füreinander da und müssen zusammenhalten.
Was möchten Sie gerne noch den Lesern sagen - zum Thema Ihrer Stiftung?
Es wäre sehr schön, wenn Sie dazu beitragen, die Stiftung noch bekannter zu machen. Sie können sich persönlich engagieren. Fragen hierzu werden gern beantwortet. Es wäre natürlich sehr schön und auch sehr wichtig, wenn Sie uns mit einer Spende oder einer Zustiftung unterstützen würden. Vielen Dank!
Spendenkonto: Tony Marshall Stiftung
Volksbank Baden-Baden
Konto-Nummer: 33 33 2
BLZ: 662 900 00
Petra Cichos