Sängerin Alexandra: War es doch Mord?
· Ihr Tod wird immer mysteriöser
· War es doch Mord?
· Immer noch bekommt ihr Biograf Mord-Drohungen
· War das Unfall-Auto nicht ihr eigener Wagen?
· Führte sie ein Doppel-Leben?
Interview mit Marc Boettcher, 46, Film-Produzent, Buchautor
30. Juni 2012
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TV-Tipp: Dokumentations-Film „Alexandra – Legende einer Sängerin“
Buch-Tipp: Marc Boettcher „Alexandra – Legende einer Sängerin“, Parthas-Verlag Berlin
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Herr Boettcher, Sie haben einen Doku-Film über Alexandra gedreht sowie ein Buch über Alexandra geschrieben….
Ja, Film und Buch haben den Titel: Alexandra - Legende einer Sängerin. Ich beleuchte die Umstände ihres Todes vor 32 Jahren. Der Film wurde übrigens schon zwanzig Mal ausgestrahlt. Nicht nur weil sie eine großartige Sängerin war, sondern weil ihr Tod immer noch nicht richtig aufgeklärt ist. Im Gegenteil, es wird alles immer mysteriöser und verzwickter. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen.
Gibt es neue Erkenntnisse?
Fakt ist bisher, dass Alexandra am 31. Juli 1969 mit ihrem Mercedes an der Kreuzung Tellingstedt in Schleswig Holstein zwei Stopp-Schilder überfuhr. Dadurch kam es zu einer Kollision mit einem LKW. Alexandra starb sofort, ihre Mutter später im Krankenhaus, nur ihr sechsjähriger Sohn Alexander überlebte. Eine neue Spur wäre, dass es gar nicht Alexandras eigener Wagen war.
Sondern ein anderes Auto?
Ja, denn in München gab es einen identischen Mercedes mit einem merkwürdigen anderen Kennzeichen. Das Unfall-Auto von Alexandra hatte das Kennzeichen MAN 1670. Kurz danach tauchte in München ein Mercedes mit einer halbierten Nummer auf. Also MAN 835. Außerdem war der Mercedes, den Alexandra gekauft hat, ein gebrauchtes Auto. Wer war der Vorbesitzer?
Sie glauben, dass das Auto manipuliert war?
Es gibt immer noch viele offene Fragen: Warum gab es keine Bremsspuren? Wollte oder konnte Alexandra nicht bremsen? Hat sie das Gaspedal mit der Bremse verwechselt? Ging die Bremse nicht? Dass Alexandra sich umbringen wollte, ist unglaubwürdig. Schließlich saßen ihr geliebter Sohn und ihre Mutter mit im Auto. Das Unfall-Auto stand 24 Stunden lang unbewacht an der Unfallstelle. Da hätte jeder im Nachhinein noch was dran machen können.
Aber das Unfall-Auto wurde doch dann untersucht…
Das Wrack wurde erst sieben Tage später untersucht. Zwar sagt das Protokoll, dass es keine technischen Fehler gab, aber warum war Alexandra zuvor in zwei Werkstätten, da ihrer Meinung nach mit dem Auto etwas nicht stimmte. Und auch dort wurde nicht gründlich untersucht, da Alexandra zu wenig Zeit hatte, weiter nach Sylt wollte, um dort mit ihrem Sohn und ihrer Mutter Urlaub zu machen.
Merkwürdig auch, dass Alexandra kurz vorher Lebensversicherungen abgeschlossen hat….
Ja. Auch das Schulgeld für das Internat ihres Sohnes hat sie plötzlich für ein Jahr voraus bezahlt. Und sie hat nur einen Tag vor der Abreise ihr Testament gemacht. Alexandra war erst 27 Jahre alt. Nach dem Unfall wurde in der Leichenhalle eingebrochen, ihre Wohnung in München ausgeräumt. Wobei der Aspekt mit der Wohnung eher im familiären Bereich zu suchen ist. Alexandra hatte zwei Schwestern, die allerdings nicht im Testament berücksichtigt wurden.
Sondern?
Alexandras Mutter. Sie sollte die Vormundschaft vom Sohn Alexander übernehmen, auch finanziell. Bis zu Alexanders 25. Geburtstag. Falls ihre Mutter stirbt, sollte es ein Vormundschaftsgericht übernehmen. Das hat Alexandra alles genau geregelt. Nur einen Tag vor ihrer Abreise. Sie hat sogar den Anwalt dafür aus seinem Feierabend geholt. Schon sehr merkwürdig.
Auch Alexandras Verlobter – dieser Pierre…
Ja. Inzwischen steht fest, dass er wirklich Spion war. Für den West- aber auch Ost-Geheimdienst. Auch dass er vorbestraft war und dass er zu dem Zeitpunkt, als er Alexandra heiraten wollte, eben noch verheiratet war. Das hatte Alexandra zum Glück kurz nach der Verlobung erfahren. Eine Schwester hatte mit ihrem Einverständnis einen Privat-Detektiv beauftragt. Für Alexandra brach natürlich eine Welt zusammen. Sie hat sofort die Verlobung gelöst.
Geheimdienste, Mafia, Mord-Theorien. Alles gefährlich…
Ja, leider auch für mich. Ich bin eher ein Typ, der mit beiden Beinen fest auf den Boden steht, aber was da so an Morddrohungen kam und immer noch kommt, geht schon unter die Gürtel-Linie. Briefe mit der Ankündigung, dass man einen Schlüssel meiner Wohnung besitzt, dass ich aufpassen soll was ich esse, Telefon-Anrufe, dass es bald Aus ist mit mir, dass ich eben nicht mehr lange leben werde.
Angst?
Hm, nun ja, lustig ist es nicht. Vielmehr mache ich mir Gedanken, wer das sein könnte und warum. Inzwischen ist mir aber auch klar, dass Alexandra in ein schlimmes Milieu rein gerutscht ist. Da war ihr geschiedener Mann Nikolai Nefedov. Er war 30 Jahre älter und russischer Emigrant. Keiner weiß so richtig, wie er sein Geld verdient hat. Dann gab es Männer aus dem familiären Umfeld, die im Rotlicht-Milieu unterwegs waren. Sanft ausgedrückt. Und eben auch Männer aus Geheimdienstkreisen. Die Akten dazu gibt es nachweislich.
Wurde Alexandra erpresst?
Fakt ist, dass sie kurz vorher ihr Testament gemacht hat und die Lebensversicherungen abgeschlossen hat. Fakt ist, dass der angebliche Unfall immer noch nicht richtig aufgeklärt ist, Akten verschwunden sind oder manipuliert wurden. Fakt ist, dass nicht nur ich Morddrohungen bekommen habe. Fakt ist, dass Alexandra ihre eigene Lebensgeschichte verschönt hat, dass sie ein kleines Doppel-Leben hatte. Natürlich musste sie das auch, denn das hätte ihrer Karriere geschadet. Fakt ist, dass ich weiter recherchieren werde. Denn irgendwie wird es immer mysteriöser.
Petra Cichos