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Joachim Fuchsberger: Der Tod ist meine letzte Hürde / Interview

Joachim Fuchsberger

Joachim Fuchsberger

Joachim Fuchsberger Interview

* Ich habe keine Angst vor dem Tod

* Der Tod ist meine letzte Hürde

* Ich will meine Frau nicht allein lassen

* Wenn meine Frau stirbt, sterbe ich auch

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Herr Fuchsberger, Ihr Buch heißt: “Altwerden ist nichts für Feiglinge”. Sind Sie mutig?

Da ich das Altwerden schon geübt habe, schon seit länger Zeit, bin ich voll im Training und weiß welche Leistungen ich mir zutrauen kann oder nicht. Ich kenne mein Limit. Mein Lebenslimit und weiß, dass der Tod nicht nur in sportlicher Hinsicht die letzte Hürde ist. Das macht mir keine Angst. Das ist Realität. Ich bin mutig genug die Realität zu sehen.

Kostet Altwerden Kraft?

Sicher. Das ist ja genau der springende Punkt. Erst ist es die körperliche Kraft, die schwindet. Erst da fängt man erst darüber richtig an nachzudenken, dass der Lebenszeitplan sich minimiert. Der Mensch hat nun mal ein natürliches Verfallsdatum. Und ich bin auch nur ein Mensch und weiß das.

Nur steht das Verfallsdatum bei der Geburt noch nicht fest…

Weil der Tod wahllos zugreift. Der kümmert sich nicht um Lebensträume oder Ziele eines einzelnen Individuums. Oder welche Schmerzen er bei den Angehörigen verursacht. Was kümmert dem Tod die Reihenfolge. Warum erst unser Sohn und nicht wir? Der Tod ist ein Schwein. Und er kommt mit unserer Geburt.

Wenn das Kind vor einem selbst stirbt bleibt die riesengroße Frage: Warum?

Natürlich stellt man sich die Frage. Aber das bringt nichts. Es gibt ja keine Antwort. Und wenn es eine Antwort geben würde, wäre es auch nicht leichter. Jede Antwort darauf wäre falsch und bitter. Zum Glück hat unser Thommy ein sehr lebenswertes Leben gehabt. Er ist in der ganzen Welt unterwegs gewesen und sprühte vor Kreativität.

Es gibt den Begriff Trauer-Arbeit…

Der trifft sogar auf uns zu. Meine Frau und ich haben im wahrsten Sinne des Wortes sehr viel gearbeitet. Aus Thommys tausenden von Fotos haben wir ein Buch raus gearbeitet. Dazu seine Reise-Beschreibungen. Das war tröstliche Arbeit, denn es hat uns nochmals gezeigt, wie offen und aufgeschlossen er gegenüber allen Kulturkreisen war.

Glauben Sie an Gott?

Manchmal bewundere ich Menschen um ihren Glauben. Sie haben es oft dadurch leichter im Leben. Ganz besonders wahrscheinlich auch bei der Trauer. Sie finden in ihrem Glauben Trost. Meine Frau und ich haben sehr viel Trost von unseren und Thommys Freunden bekommen. Das war eine sehr große Hilfe.

Sie selbst hatten auch schon den Tod vor den Augen. Schwere Gelbsucht, Herz-Probleme…

Ja, und noch ein paar andere nicht ganz geplante körperliche Ungelegenheiten. Aber auch das gehört zum Leben. Deshalb habe ich mir vor Operationen nie große Gedanken gemacht. Denn Gedanken können trotzdem nicht den Verlauf einer Operation beeinflussen. Schon gar keine Todes-Gedanken.

Sie sprechen so locker über den Tod…

Weil ich eben schon mehrmals davor stand. Mein Respekt vor Ärzten und der Medizin ist schon sehr groß. Ich sage ja immer wieder, dass ich das reinste Ersatzteillager bin. Ohne die heutige Medizin wäre ich schon längst unter der Erde. Für meinen Bruder kam damals die medizinische Erfolgs-Quote zu spät. Heute wäre er nicht an Nierenversagen gestorben.

Im Alter wird man manchmal etwas grummelig und verbittert. Sie auch?

Grummelig kann man schon sein. Sich über weite Teile der Fernsehlandschaft aufregen. Oder was politisch falsch läuft. Verbittert? Nein, verbittert wäre falsch. Gerade im Alter bekommt man das Recht mehr zu genießen, sich mehr zu freuen. Diese Freude ist ganz wichtig fürs Altwerden.

Worüber haben Sie Freude?

Zuerst kommt meine Frau, dann wieder meine Frau und dann wieder meine Frau. Ja, das sage ich ohne Scheu und Maßgabe. Obwohl meine Frau maßgeblich bestimmt. Denn sie bestimmt gut, gerecht und fürsorglich. Deshalb werde ich das Gespräch jetzt auch beenden, denn es ist gleich Mittagszeit. Die Essens-Regierung ruft!

Guter Ehemann. Was wären Sie ohne Ihre Frau?

Ohne meine Frau würde ich nicht mehr leben. Wenn Sie stirbt, sterbe ich auch. Aber ich weiß auch, dass ich sie nicht allein lassen will. Ich halte durch, bis es nicht mehr geht. Wann es nicht mehr gehen wird, bestimmt allerdings dieser Gevatter Tod. Gevatter kommt übrigens aus dem Altdeutschen und heißt Mit-Vater. Ich will keinen Mit-Vater.

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Aktualisiert Oktober 2013

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