Freddy Quinn: Lebens-Geheimnis
· War er doch nicht mit seiner geliebten Lilli Blessmann verheiratet?
· Das Geheimnis seiner Ruhelosigkeit
· Buch-Biografie enthüllt Freddys wahre Lebens-Geschichte
· Seine Halb-Schwester ist die letzte Verwandte
· Flucht vor Stalkerinnen
· Der geheimnisvolle Vater
· Seine Mama war im Gefängnis – Klein-Freddy musste ins Kinderheim
Interview mit Buch-Autor Elmar Kraushaar (autorisiert)
Foto:
Buch-Cover
Autor Elmar Kraushaar
Jugendfotos Fredy Quinn
Buch: Elmar Kraushaar: „Freddy Quinn – Ein unwahrscheinliches Leben“ (Atrium-Verlag)
Juli 2011
Herr Kraushaar, Sie haben eine Biografie über Freddy Quinn geschrieben….
Ja – und das war gar nicht so einfach. Denn sein offizieller Lebensweg zeigt viele Ungereimtheiten auf. Ich musste sehr viel recherchieren, mit Freunden, Bekannten und Insidern reden. Freddy selbst wollte an der Biografie nicht mitwirken, denn im Prinzip möchte er auch nicht, dass eine Biografie erscheint.
Warum nicht?
Seine wahre Lebensgeschichte weicht in vielen Details deutlich von seiner Künstler-Legende ab und er hat überhaupt kein Interesse daran, diese Legende zu korrigieren. Freddy Quinn wurde ja quasi über Nacht bekannt und seine Karriere war nicht geplant. Mit dem Image des einsamen Seefahrers, das dann für ihn kreiert wurde, wurde eine passende Lebensgeschichte für ihn erfunden.
Karriere über Nacht - Wie meinen Sie das?
Freddy war zwar 1956 schon als Sänger in Hamburg bekannt, aber der erste, überwältigende Plattenerfolg kam mit „Heimweh“. Und das war auch nur ein Zufall: Eigentlich hatte seine Plattenfirma, die Polydor, dafür einen anderen Sänger vorgesehen, René Carol, der aber zu dem Zeitpunkt inhaftiert war. So griffen die Polydor-Produzenten auf eine ähnlich klingende Stimme in ihrem Nachwuchsstall zurück, auf Freddy. „Heimweh“ wurde dann ein Hit, verkaufte sich im ersten Jahr gleich über eine Million mal. Das war damals ein Rekord.
In seiner neuen Lebensgeschichte wurde dann auch etwas geschummelt…
Ja, beispielsweise über seine Ankunft in Hamburg. Freddy ist nicht alleine von weiter See gekommen, sondern mit einem Freund per Bahn von Wien nach Hamburg gereist, wo beide dann gemeinsam in der Washington-Bar aufgetreten sind. Dort wurde Freddy später auch entdeckt. Und dort hat er übrigens auch Lilli Blessmann kennen gelernt. Das muss so 1953 oder 1954 gewesen sein. Lilli Blessmann gehörte damals zur Hamburger Society, war in der Hockey-Nationalmannschaft und eine sehr attraktive Frau.
Aber sie war verheiratet…
Nein, da war sie schon geschieden. Sie war so um die 30 Jahre alt. Ihr Mann, von dem sie den Namen Blessmann hatte, war ein promovierter Staatswissenschaftler. Sie selbst kam aus einer reichen Hamburger Familie und gegen den Widerstand dieser Familie kümmerte sie sich um den mittellosen Sänger. Er ist später dann bei ihr eingezogen und sie hat ihn gemanagt. Ich habe sie mal kennen gelernt, eine bemerkenswerte Frau.
Und wann haben Freddy und Lilli Blessmann geheiratet?
Gar nicht. Laut ihren Standesamt-Daten war sie nur einmal verheiratet, mit Karl Blessmann. Vielleicht haben sie und Freddy ja irgendwo spielerisch geheiratet, also für sich selbst ohne staatliche Anerkennung das Gelöbnis abgelegt. Als sie 2008 verstarb, hat ihn das sehr getroffen, er hat einen wichtigen, wenn nicht den wichtigste Halt in seinem Leben verloren.
Ist er deshalb so ruhelos und reist um die Welt?
Ja, das ist sicher einer der Gründe. Andererseits ist Freddy Quinn immer auch sehr eitel gewesen und es ist vorstellbar, dass er sich in seinem jetzigen Alter nicht mehr der Öffentlichkeit aussetzen will.
Eigentlich kennt man das nur von Schauspielerinnen, von Diven…
Sein Körper war ihm immer sehr wichtig. Er hat immer viel trainiert, und Kollegen, die mit ihm früher gefilmt haben, erinnern sich, dass er bei den Dreharbeiten immer bereit war, alles zu schleppen, was zu schleppen war, eine Art Training am Drehort. Er lebt auch sehr gesund und geht regelmäßig zum Arzt.
Was wissen wir noch nicht über Freddy Quinn?
Ich hätte gerne seinen leiblichen Vater gefunden. Angeblich war er ja Ire und hieß mit Nachnamen Quinn. Aber nichts deutet darauf hin. Auch meine Recherchen in Amerika, wo sein Vater angeblich gelebt hat und Freddy als kleiner Junge zur Schule ging, brachten kein Ergebnis. Ich bin überzeugt, dass Freddy seinen Vater nicht kannte oder wusste, wer er war.
Aber in seinem Pass steht doch Quinn…
Ja, das habe ich selbst gesehen. Irgendwie hat es geklappt, dass dieser Nachname Quinn drin steht. Der angebliche Nachname des Vaters, der aber nie mit seiner Mutter verheiratet war. Freddy hieß erst Niedl, dann Niedl-Petz, da er vom Ehemann der Mutter, ein Baron von Petz, adoptiert wurde. Das Verhältnis zu seinem Stiefvater war nach Freddys eigenen Aussagen schwierig. Jugend-Freunde sagen allerdings, dass der Baron ein angenehmer Mensch war.
Seine Mutter soll im Gefängnis gewesen sein – und Freddy musste ins Kinderheim…
Ja, das stimmt. Laut Wiener Strafakten wurde seine Mutter 1941 zu 2,5 Jahren Kerker verurteilt. Es ging um Verleumdung an einem ehemaligen Firmen-Chef von ihr. In einem Satz ist diese Geschichte schwer zu erklären. Es wird alles im Buch stehen. Um diese Zeit herum war Freddy laut Archiv-Unterlagen in einem Wiener Kinderheim. Da war er zwischen 8 und 12 Jahre alt.
Was steht noch in Ihrem Buch?
Ich habe versucht, die verschiedenen Seiten des Freddy Quinn zu beleuchten. Er hatte es sicherlich nicht immer leicht, auch nicht in der Öffentlichkeit. Wie jeder große Star hat auch er seine Erfahrungen mit Stalkerinnen gemacht. Da hat sich beispielsweise eine Frau wegen Freddy von ihrem Mann getrennt und wollte zu ihm, fest davon überzeugt, dass auch er mit ihr leben will.
Wie hat Freddy Quinn reagiert?
In diesem Fall hat er es geschafft, sie mit vernünftigen Argumenten zu überzeugen, und sie ist wieder zu ihrem Ehemann zurückgekehrt. Solche Ereignisse sind der Preis für seine Popularität, ebenso wie die Einsamkeit, in der er möglicherweise jetzt lebt. Er hat ja keine Familie, lediglich eine Halb-Schwester, die in Österreich lebt, ist die letzte Verwandte. Sonst gibt es niemanden mehr.
Petra Cichos