Archiv

Archiv für die Kategorie ‘Spezielle Storys’

Buch “MORDAKTE MONIKA WEIMAR”

1. April 2017 Cichos Keine Kommentare

Fahndungsplakat der vermissten Weimar-Kinder

Fahndungsplakat der vermissten Weimar-Kinder

Lebenslänglich für Monika Weimar: Die gelernte Krankenpflegehelferin aus der Nähe von Bad Hersfeld (Hessen) wurde 1988 vor dem Schwurgericht Fulda zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Sie soll ihre Töchter Melanie (7) und Karola (5) erstickt und erwürgt haben. Angeblicher Grund: Die Kinder hätten Monika Weimar für ein neues Leben mit dem US-Soldat Kevin Pratt im Wege gestanden.

Rückblick: Am 4. August 1988 wurden zwei kleinen Mädchen Melanie (7) und Karola (5) als vermisst gemeldet. Die Mutter Monika Weimar erzählte der Polizei in Bad Hersfeld, dass ihre Kinder zuletzt auf dem Spielplatz vor ihrem Haus in Röhrigshof gewesen waren. Eine große Suchaktion begann. Drei Tage später wurden die Mädchen auf jeweils zwei getrennten Parkplätzen in der Nähe des Wohnortes tot aufgefunden.

Verdachtsmomente: Das Ehepaar Monika und Reinhard Weimar trauerte. Zumal die Obduktionen der Kinder ergab, dass sie erstickt und erwürgt wurden. Die Kripo ermittelte auf Hochtouren und erfuhr recht schnell, dass Monika Weimar einen Liebhaber hatte. Einen US-Soldat, der in Bad Hersfeld stationiert war. Aber auch Reinhard Weimar wurde schnell verdächtigt. Er litt scheinbar seit einiger Zeit unter psychischen “Aussetzern”. Außerdem gab es wohl Scheidungspläne mit Streit um das Sorgerecht der Kinder.

Ermittlungen: Da es keine anderen Spuren gab, konzentrierten sich die Ermittler auf das Ehepaar Weimar. Wer war wo und wann zu welcher Zeit? Wann wurden die Kinder wirklich zuletzt gesehen? Wer war der Schreiber der anonymen Briefe an Monika Weimar, in denen es unter anderem hieß, dass sie mit dem Tod der Kinder bestraft werden sollte? Ein Zeuge sagte aus, dass er das weiße Auto der Weimars an jenem Montag, 4. August 1986, an dem Parkplatz gesehen hat, wo später die tote Melanie gefunden wurde.

Widersprüche bei Monika Weimar: Schließlich sagte Monika Weimar aus, dass ihr Ehemann die Kinder ermordet hätte. Sie selbst war in jener Nacht mit ihrem Freund Kevin Pratt bis morgens gegen 3.00 Uhr erst in einem Musikclub und danach zu einem Liebesstündchen im Auto. Als sie dann nach Hause kam, hätte ihr Ehemann im Kinderzimmer auf dem Bett von Karola gesessen und geweint. Monika erkannte sofort, dass die Mädchen tot waren, aber sie rief keinen Arzt oder ihre Familie, die im selben Haus wohnten.

Die Nachtversion: Monika Weimar wäre dann ins Schlafzimmer gegangen, hätte Autogeräusche gehört und hat angeblich sofort ihren Ehemann gefragt, als dieser zurück kam, wo die Kinder wären. Reinhard Weimar soll das dann mit dem einen Parkplatz gesagt haben. Monika fuhr also am nächsten Tag (nachdem sie bei Post und Bank) war, zu jenem Parkplatz und sah ihre tote Melanie dort liegen. Monika traute sich aber nicht, der Polizei das zu sagen, da sie ein schlechtes Gewissen hatte. Daher erfand sie eine “normale” Vermisstenmeldung.

Widersprüche bei Reinhard Weimar: In einem Verhör gestand er halbwegs, etwas mit der Tat zu tun zu haben. Er hätte manchmal ein “Blackout” und könne sich an bestimmte Sachen nicht mehr erinnern.. Außerdem ist er schon mehrmals umgefallen. Die Ärzte hätten dann Medikamentenmissbrauch (Schlafmittel) festgestellt. Reinhard Weimar beteuerte jedoch, dass er nie solche Tabletten genommen hätte. Monika Weimar stritt ab, ihrem Ehemann jemals welche gegeben zu haben. Trotzdem hatte Reinhard Weimar seine Ehefrau in Verdacht. Zumal sie als Krankenpflegehelferin und Nachtschwester in einem Krankenhaus, gut Möglichkeiten hatte an diese Tabletten zu kommen.

Die Verhaftungen: Erst wurde Monika Weimar verhaftet. Dann wieder auf frei gelassen. Dafür kam Ehemann Reinhard Weimar ins Gefängnis. Der damalige Staatsanwalt glaubte an schwerwiegende Verdachtsmomente bei Reinhard Weimar. Doch der Haftrichter sah das nicht so. Der Staatsanwalt verließ kurz drauf die SOKO WEIMAR. Dafür wurde Monika wieder verhaftet und ihr letztendlich der Prozess gemacht. Da es auch Faserspuren von ihrer Bluse an den T-Shirts der Kinder gab. Weitere Indizien reichten für einen Prozess.

Die Urteile: In diesem ersten Prozess (1988) in Fulda wurde Monika Weimar zu lebenslänglich verurteilt. Sie legte sofort Revision ein. Erst 1995 kam es zu einem Wiederaufnahmeverfahren in Gießen. Monika Weimar wurde freigesprochen. Doch dagegen wehrten sich die Ankläger. Ein neuer Prozess in Frankfurt am Main (1999) kippte das alte Urteil und schickte Monika Weimar wieder ins Gefängnis. Nach insgesamt 15 Jahren Haft wurde sie schließlich entlassen und lebt heute unter einem anderen Namen in Deutschland.

Das Aktenmaterial zum Buch: Über 260 Akten gibt es zu dem Mordfall Monika Weimar. Erstmalig hat das “Hessische Hauptstaatsarchiv” Zugang dazu gewährt. So konnten sämtliche Ermittlungsakten, Verhörprotokolle von Monika und Reinhard Weimar sowie sämtliche Zeugenaussagen ausgewertet werden. Außerdem alle Gutachten, Obduktionen, Expertisen, Beweise und Indizien. Interessant und spannend bis zum Schluss. So kann sich der Leser dieses Buches “Mordakte Monika Weimar” sich selbst ein Urteil bilden. Zumal die Autorin völlig neutral und sachlich die Akten wiedergibt.

Das Buch kostet 22,95 Euro/ 300 Seiten / mit Fotos / Bestellungen über info@cichospress.de oder Amazon oder ebay oder Buchläden.

Categories: Spezielle Storys Tags:

Buch “Mordakte Vera Brühne”

25. Januar 2017 Cichos Keine Kommentare

Das Buch “Mordakte Vera Brühne” erscheint 18. April 2017 beim Verlag “Cichos Press“ (München) Dieses Buch ist sehr besonders, da es originalgetreu alle Ermittlungsakten, Verhörprotokolle, Gutachten und noch viel mehr wiedergibt.

Das Buch ist eine Zusammenfassung aller etwa 100 Akten zu Vera Brühne, die sich im Staatsarchiv München befinden. Bisher waren diese Akten gesperrt. Dies heißt, dass sie bisher noch nicht ausgewertet wurden. Sie zeigen den wahren Sachverhalt zu dem Mordfall Vera Brühne. Denn sie soll im April 1960 zusammen mit ihrem Bekannten Johann F. ihren Geliebten Dr. Praun ermordet haben. Außerdem Dr. Prauns Haushälterin bzw. Lebensgefährtin.

Als Mordmotiv wurde laut Gericht die testamentarische Verfügung von Dr. Praun genannt. Dass er seiner Geliebten Vera Brühne sein Grundstück mit Villa in Spanien vermacht hat. Dieses Grundstück hatte damals einen Wert von etwa 1 Million DM. Deshalb hätte sich der Bekannte von Vera Brühne mittels eines Briefes in das Haus von Dr. Praun Zugang verschafft. Um erst Dr. Prauns Haushälterin Elfriede K. zu erschießen und dann Dr. Praun selbst. Vera Brühne soll im Auto vor der Praun-Villa in Pöcking am Starnberger See gewartet haben. Nach der Tat hätte sie sich zu ihrer kranken Mutter nach Bonn begeben. Ihr Bekannter Johann F. ist zu sich nach Hause, nach Köln gefahren.

Die Leichen von Dr. Praun und seiner Haushälterin wurden erst Oster-Dienstag 1960 entdeckt. Da Dr. Praun nicht in seiner Praxis in München erschien, fuhr seine Sprechstundenhilfe Renate M. und ihr Lebensgefährte zu der Pöckinger Villa. Die alarmierten Polizisten stellten zu erst erweiterten Selbstmord fest. Dr. Praun lag tot im Flur. Seine Haushälterin in der sogenannten Kellerbar.

Bei der Testamentseröffnung erfuhr Dr. Prauns Sohn, dass auch Vera Brühne sehr viel erbt. Das spanische Grundstück im Wert von etwa einer Million DM. Er bekam Zweifel an der Todesursache seines Vaters. Er stellte eine Anzeige auf Mordverdacht. Er beantragte eine Exhumierung. Die Staatsanwaltschaft München schloss sich dem an. Die Obduktion ergab, dass zwei Schüsse in den Kopf von Dr. Praun abgegeben wurden. Nun wurde wirklich wegen Mord ermittelt.

Vera Brühne wurde gründlicher befragt. Ihr Alibi überprüft. Schnell stieß man auch auf ihren Bekannten Johann F. Aber auch Dr. Prauns Sohn und zahlreiche andere Personen wurden überprüft. Hauptverdächtig jedoch erschien immer mehr die alleinstehende und geschiedene Hausfrau Vera Brühne. Zu sehr verwickelte sie sich in Widersprüche. Alle ihre Aussagen zum Alibi waren umstritten. Ihre ganze Person schien nicht in das Bild einer Frau von 1960 zu passen. Letztendlich wurde Vera Brühne angeklagt. Auch ihr Bekannter Johann F. aus Köln. Zumal Vera Brühnes Tochter Sylvia behauptet hat, dass ihre Mutter ihr den Mord gestanden hat. Und ein Mithäftling von Johann F. auch eidesstattlich erklärte, dass Johann F. ihm alles gestanden hätte. Vera Brühne stritt alles ab.

Der Gerichtsprozess wurde zu einer kleinen Sensation. Die Medien spalteten sich. Einmal war Vera Opfer, ein anderes Mal Täterin. Das Gericht sah sie als Täterin. Sie und Johann F. bekamen lebenslänglich. Fast 18 Jahre musste sie in Haft bleiben. Johann F. verstarb 1970. Vera Brühne wurde 1979 entlassen. Sie lebte danach zurückgezogen in München-Schwabing. 2001 verstarb sie mit 91 Jahren. Ihre Tochter, die im Prozess die Aussage des angeblichen Geständnisse ihrer Mutter dann zurückzog, erlag einer Krebskrankheit.

Noch heute ist das Urteil umstritten. Noch heute wird von einem Justizskandal geredet. Zumal Dr. Praun angeblich Waffengeschäfte getätigt hätte, er auch mit Geheimdiensten in Verbindung stand. Und als normaler Arzt hätte er nicht so viele Millionen haben können. Fragen über Fragen, die in dem Buch alle aufgegriffen werden. Die Antworten werden natürlich hier nicht verraten. Auch nicht, ob Vera Brühne nun Opfer oder Täterin war. Der Leser darf sich selbst ein Urteil bilden.

Die Autorin hält sich völlig neutral und sachlich an die Akten. Und die sind mehr als spannend. Buchbestellungen gerne über diese Webseite oder per Mail an: info@cichospress.de Das Buch kostet 22,95 Euro und ist auch über Amazon, ebay oder in Buchläden erhältlich.

Vielen Dank        Petra Cichos

Categories: Spezielle Storys Tags:

Internet Channel High5 / Interview mit Maxi Gräff

21. Dezember 2013 Cichos Keine Kommentare

Maxi Gräff von High5

Maxi Gräff von High5

Deutsche Internet-Channels

Daumen hoch – Daumen runter

Interview mit Maxi Gräff vom Internet-Channel High5

Seit 2011 gibt es auch im deutschen Internet die sogenannten YouTube-Channels. Inzwischen 13 an der Zahl. Konkret: Das sind Internet-Kanäle mit eigenen Video-Formaten. Grob vergleichbar wie Fernseh-Sender mit einzelnen Magazinen, Serien, Talk-Shows, Nachrichten etc. Aber gegen diesen TV-Vergleich wehren sich die jungen  Channel-Macher. Zum Beispiel Maxi Gräff, 27, vom deutschen Internet-Youtube-Kanal „High5“ aus München.

Interview mit Maxi Gräff,27,  Project Manager und Channel Host bei High5, IDG Entertainment GmbH München (Interview autorisiert)

Daten:

High5 auf Youtoube. Gründer: IDG Entertainment. Start am 1.Dezember 2012. Ein Jahr später, Dezember 2013 etwa 20 Millionen Klicks. Über 150 000 Abonnenten. Pro Tag ein Video (außer Sonntags) mit einer Länge von ca. 4 bis 30 Minuten. Themen sind vorrangig: Vorschau-Filme, Trailer, Film-Kritiken, Computer-Neuigkeiten, Computer-Spiele, Comics, Satire, Interviews mit Schauspielern, Comedy-Leuten, Nerds, aktuelle Themen und alles, was zur Popkultur gehört.

Interview mit Maxi Gräff

Erst einmal die Frage: Was heißt High 5? Wer ist High5? Was macht High5?

High5 ist unser Eigenname. So wie Sat1, eben Sat1 heißt. High ist abgeleitet aus der englischen bzw. amerikanischen Szene: Gib mir five. Also wenn man mit den Händen eine Art Handschlag macht. Die Zahl fünf deshalb, weil eine Hand fünf Finger hat.

Was macht High5?

Wir sind seit Dezember 2012 Teil des Original-Channel-Programms auf YouTube. Außer Sonntags kann man uns jeden Tag im Internet sehen. Montags reden wir zum Beispiel über die kommende Woche, aktuelle Themen, neue Angebote im Bereich Computer, Handy, Spiele, Filme, Videos. Und weil das oft sehr spannend ist, heißt dieses Format endlich Montag.

Und die anderen Tage?

Da laden wir oft Gäste, Fachmänner oder Fach-Frauen ein, die mit uns über die neueste Computer-Spiele diskutieren. Oder einen Comic-Fachmann oder Musiker oder Schauspieler. Freitags gibt es bei uns eine reine Community-Sendung. Da beantworten wir Fragen unserer Community. Denn zu allen Sendungen dürfen und sollen Kommentare abgegeben werden.

Wer einen Kommentar schreibt, gehört zur Community?

Das muss er selbst wissen. Bei uns ist der Eintritt frei. Es gibt zwar einen Abo-Button, also Abonnenten-Klick, der aber kostenlos ist. Im Dezember 2013 haben wir die 150 000 – Marke geknackt. Also 150 000 Abos. Und fast 20 Millionen haben uns schon angeklickt. Das ist schon eine schöne Zahl und zeigt uns auch die Treue und vor allem die Resonanz unseres Programms.

Es gibt auch den Daumen-Hoch- und- Daumen- Runter-Klick….

Ja, die sogenannten Likes oder Nicht-Likes. Wie im römischen Reich. Wenn die Zuschauer den Gladiatoren geköpft oder lebend sehen wollten. Das ist bei uns ja der Unterschied zum Fernsehen. Die Community bestimmt in einer sehr ausschlaggebenden Form unsere Formate. Wobei ich dazu sagen muss, dass unsere Community vorrangig kreativ und respektvoll ist.

Also keine unflätigen Worte, Beschimpfungen?

Natürlich gibt es immer wieder Trolle. Apropos Trolle. Auch dazu haben wir ein Video gemacht. Das sind die Internet-Trolle, die pausenlos irgendwo rum motzen, sich mit blöden Kommentaren  einmischen, um die Leute aufzumischen. Unser Tipp dazu: einfach ignorieren, trollen, brüllen, schreien lassen. Diese heißt, dass wir auch Tipps und Ratschläge geben. Oft auf lustige Art.

Dann bestimmen die Zuschauer im Prinzip die High5- Inhalte?

Wir nehmen sehr viel Rücksicht darauf –ja. Und wenn prozentual der Wunsch sehr groß ist, erfüllen wir den Wunsch gerne. Zum Beispiel einen bestimmten Gast einzuladen oder über ein bestimmtes Thema reden. Zum Beispiel, ob Computer-Spiele wirklich krank und süchtig machen. Prima ist ja, dass wir selbst keine speziellen Themen-Vorgaben haben.

Wird bei den Kommentaren geschummelt? Gute rein, böse raus?

Nein, gar nicht. Gibt es unqualifizierte Kommentare oder diese Trolle, dann werden die meist von anderen Community-Leuten gemeldet, also entfernt. Eigentlich ist es interessant: Ich bin immer  erstaunt, wie heftig es bei den Online-Zeitungs-Artikeln-Kommentaren oft zu geht. Von erwachsenen Menschen. Bei uns jüngeren Leuten herrscht manchmal mehr Respekt.

Welche Altersgruppe schaut High5?

Das fängt so mit 15 Jahren an und hört bei etwa 35 Jahren auf. Der Mittelwert wäre so zwischen 18 und 30. Wobei ein Viertel weiblich ist. Und da wir eine Mischung aus Comedy, Fach-Themen, auch ernste Themen und all das haben, sprechen wir verschiedene Zuschauer-Mentalitäten, Interessen und Charakteren an.

Was ist der Unterschied zu den anderen Videos, die sich auf YouTube tummeln?

Es gibt in Deutschland 13 offizielle Channels, die von YouToube unterstützt werden. Als wir uns beworben haben, mussten wir ein Expose´ vorlegen, also unsere Format-Idee. Wie viele sich damals beworben haben, weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls gab es für uns dann von YouToube Daumen hoch. Freu, freu.

Und damit auch eine YouToube-Finanz-Spritze…

Wie das genau ausgetüftelt ist, weiß ich nicht genau. Wir gehören ja zu einem Verlag. Dadurch haben wir natürlich gegenüber den privaten Video-Machern auf der YouToube-Plattform Vorteile: Zum Beispiel ist unser Arbeitsplatz gleichzeitig Studio mit wirklich professioneller Technik. Und wir selbst sind ja auch ausgebildet.

Und Sie werden gegenüber privaten Hobby-Video-Machern bezahlt…

Ja, aber nur, weil wir es innerhalb unserer redaktionellen Verlags-Arbeit machen. Wobei natürlich die Videos sehr aufwendig sind. Konzepte machen, kleines Drehbuch schreiben, dann Aufnahme, dann Schnitt und so weiter. Also insofern wirklich wie beim Fernsehen. Wir hatten sogar auch eine richtig kleine Film-Serie, eine Koch-Serie und jetzt Bastel-Serie.

Sie selbst haben bei High5 ein eigenes Format „Maximum love“…

Ja, das kommt immer sporadisch. Manchmal nenne ich es auch Maximum life. Ich heiße ja Maxi. Es sind Themen rund um Liebe, Partnerschaft, Leben, Gefühle, Sozialität.  Zum Beispiel, dass Facebook auch manchmal ein Beziehungs-Killer sein kann. Demnächst starte ich aber innerhalb von High5 einen eigenen Kanal.

Wer sind die anderen High5er?

Den Hauptpart, die  Stammbesetzung, bilden Nino Kerl und ich. Nino, hat ein Faible für japanische Zeichentrick-Serien hat. Dann ist da noch Nico, unser Kamera-Experte,  Schnitt-Meister. Dann Michi, Michael Obermeier, der Film-Experte. Und wir haben feste Gäste. Wir sind alle ganz normal und authentisch. Wir verstellen uns nicht.

Wer ist der Chef?

Innerhalb unseres Teams gibt es keinen Chef. Das läuft alles sehr demokratisch ab. Wir verstehen uns alle auch super. Wir alle arbeiten beim IDG-Verlag in München. Ein Medien-Unternehmen, welches auf IT-Themen, Computer-Themen, Computer-Spiele spezialisiert ist. Deshalb arbeiten wir auch noch für die Zeitschriften GameStar, GamePro und SIMS.

Und wer bezahlt insgesamt High5?

Noch zur Chef-Frage: Natürlich haben wir einen obersten Chef, den IDG-Geschäftsführer Andre Horn. Er unterstützt uns sehr. Und da der Verlag schon länger mit YouTube kooperiert hat, kam es auch zu der jetzigen Zusammenarbeit bzw. zu High5. Außerdem werden wir noch von google unterstützt. Genaue Zahlen zum finanziellen Aspekt, kann und darf ich natürlich nicht nennen.

Im Internet ist High5 schon Kult. Oft fällt auch der Begriff Nerd…

Hm, ob wir schon kult sind, kann ich nicht so richtig sagen. Die Resonanz wird aber immer stärker –ja. Irgendwie hat man das Gefühl, dass aus einer kleinen Familie eine Groß-Familie wird. Das ist aber ein schönes Gefühl. Wir haben zum Beispiel auch das Gefühl, dass wie eher eine Arbeits-WG sind, statt starre Büro-Schreibtisch-Alltags-Leute.

Warum sind die Videos oft so kurz?

Erfolgreiche Web-Videos im Internet sind oft nicht länger als drei oder vier Minuten. Man will einfach nur kurz was schauen, rein schauen, als ob man nur kurz guten Tag und dann gleich wieder Tschüss sagt. Aber mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck die Tür dann wieder zuknallt. Das sind die Videos mit kurzen Fakten, Abrissen. Top-Tens. Die haben sehr viel Klicks.

Und die längeren Videos?

Das sind dann die 30 Minuten-Videos. Da quatschen wir, diskutieren wir oder albern einfach auch nur rum. Natürlich gibt es auch ernste Gespräche, Interviews. Auch die kommen gut an, weil man da einfach in Ruhe schauen kann. Also Tür nicht gleich wieder zu, sondern mit Naschkram vor dem Bild-Schirm. Apropos Nerd…

Ja. Apropos Nerd…

Früher war der Begriff Nerd etwas negativ besetzt. Der Typ, der einen Spleen hat, etwas dümmlich durch die Welt geht, zwar intelligent auf Spezial-Gebieten ist, aber trotzdem irgendwie lächerlich. Siehe die Symbole große Brillen-Gläser, Star-Wars-Shirts, karierte Westen oder ähnliches. Heute steht Nerd eher für spezielle Leidenschaft. Also ich bin ein Halo-Nerd, stehe für Xbox-Spiel. Nino ist ein Anime-Nerd…

Jetzt wird es wirklich speziell. Was ist Ihr Ziel? High5-Ziel? Fernsehen ablösen?

Nein, das ist nicht unsere Absicht und auch nicht so angedacht. Die Internet-Channels bedienen eher die Nischen, die das Fernsehen nicht bietet. Außerdem sind wir ja tausend Mal flexibler als Fernsehen. Wir sind auch noch ziemlich locker, haben eher eine private und authentische Ausstrahlung.

Vielleicht macht es gerade das so erfolgreich…

Ja, das glaube ich auch. Wir schwatzen ja auch nicht irgendeinen Kram oder führen Leute vor wie bei das TV-Super-Model oder so. Oder schimpfen auf die Welt oder so. Im Prinzip könnte man es schon ein wenig vergleichen wie mit den Anfangs-Zeiten der privaten Fernseh-Kanäle. Da waren die erst etwas unbedarft, chaotisch, aber voller Tatendrang und Phantasie.

Und heute etwas langweilig und ermüdet?

Ach, das müssen die selbst für sich einschätzen. Nein, ich denke eher, dass wir noch so schön klein und familiär sind. Eben Nische. Die Fernseh-Sender wurden ja oder waren gleich sehr groß. Mit einer Macht- und Geld-Fülle im Rücken. Wir sind doch nur kleine Nerds mit etwas Spass und Lebensvielfalt.

Jetzt machen Sie sich aber etwas klein. Das kann auch ein Trick sein…

Ach was. Außerdem liebt es unsere Community selbst zu bestimmen was und wann sie etwas schaut. Computer an, Video schauen, Kommentar abgeben, Kommentare lesen, Verbesserungs-Vorschläge machen, Wünsche schreiben. Das ist auch eine Form von Aktivität, Mit-Bestimmung. Beim Fernsehen bin ich an Zeiten gebunden, kann meinen Senf nicht dazu geben.

Und Wünsche erst recht nicht stellen…

Eben. Daher passiert es ja vielen Fernseh-Sendern, dass sie manchmal völlig daneben liegen oder der Moderator seine Nase schon zu hoch trägt. Das Publikum ihn eigentlich nicht mehr sehen will, aber die Fernseh-Macher da oben denken: Aber hallo, der war doch mal was, der ist doch top, für den haben wir doch so viel bezahlt.

Früher gab es Revolutionen. Die heutige Jugend kommt mit starken, leisen Sohlen…

Ah, da ist vielleicht was dran. Das Internet zeigt ja, wie stark die jetzige Generation eigentlich ist. Was sie will oder nicht will. Wir sind nicht laut, aber auch nicht verhuscht. Wir sagen unsere Meinung, aber respektvoll. Wir schmeißen nicht mit Steinen, aber drehen den Daumen hoch oder runter. Ich finde das echt toll.

Zum Schluss die Frage, wie Sie überhaupt zu High5 gekommen sind….

Im Telegramm-Stil: Abitur, Medien-Management in München studiert, dann IDG-Verlag bei den Zeitschriften GameStar und GamePro und SIMS. Speziell über Computer-Spiele geschrieben. Jetzt High5. Früher ein Jahr Schüler-Austausch Amerika, davor auch in Holland und Ost-Deutschland gelebt. Also sehr flexibel und cosmopolitan.

Vielen Dank für das Gespräch…

Gerne, bitte. Einfach mal schauen. Entweder im Internet unter google high5 tv eingeben. Oder  bei YouTube und dann High5 TV eingeben. Oder Facebook Hig5.  Und wissen Sie was das Gute ist? Jede konstruktive Kritik bringt uns einen Schritt weiter, Der Zuschauer bastelt sich also sein eigenes Format. Das ist wirklich sanfte Fernseh-Verhalten-Revolution.

———————————————————————————————

August 2013

Maxi Gräff von High5

Maxi Gräff von High5

Text/ Interview und Fotos honorarfrei / aktualisiert Dezember 2013

Categories: Spezielle Storys Tags:

Sängerin Alexandra: War es doch Mord?

8. Dezember 2011 Cichos Keine Kommentare

Grab der Sängerin AlexandraSängerin Alexandra mit Sohn AlexanderExklusiv            Sängerin Alexandra

· Ihr Tod wird immer mysteriöser

· War es doch Mord?

· Immer noch bekommt ihr Biograf Mord-Drohungen

· War das Unfall-Auto nicht ihr eigener Wagen?

· Führte sie ein Doppel-Leben?

Interview mit Marc Boettcher, 46, Film-Produzent, Buchautor

30. Juni 2012

—————————————————————————-

TV-Tipp: Dokumentations-Film „Alexandra – Legende einer Sängerin“

Buch-Tipp: Marc Boettcher „Alexandra – Legende einer Sängerin“, Parthas-Verlag Berlin

————————————————————————————-

Herr Boettcher, Sie haben einen Doku-Film über Alexandra gedreht sowie ein Buch über Alexandra geschrieben….

Ja, Film und Buch haben den Titel: Alexandra - Legende einer Sängerin. Ich beleuchte die Umstände ihres Todes vor 32 Jahren. Der Film wurde übrigens schon zwanzig Mal ausgestrahlt. Nicht nur weil sie eine großartige Sängerin war, sondern weil ihr Tod immer noch nicht richtig aufgeklärt ist. Im Gegenteil, es wird alles immer mysteriöser und verzwickter. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen.

Gibt es neue Erkenntnisse?

Fakt ist bisher, dass Alexandra am 31. Juli 1969 mit ihrem Mercedes an der Kreuzung Tellingstedt in Schleswig Holstein zwei Stopp-Schilder überfuhr. Dadurch kam es zu einer Kollision mit einem LKW. Alexandra starb sofort, ihre Mutter später im Krankenhaus, nur ihr sechsjähriger Sohn Alexander überlebte. Eine neue Spur wäre, dass es gar nicht Alexandras eigener Wagen war.

Sondern ein anderes Auto?

Ja, denn in München gab es einen identischen Mercedes mit einem merkwürdigen anderen Kennzeichen. Das Unfall-Auto von Alexandra hatte das Kennzeichen MAN 1670. Kurz danach tauchte in München ein Mercedes mit einer halbierten Nummer auf. Also MAN 835. Außerdem war der Mercedes, den Alexandra gekauft hat, ein gebrauchtes Auto. Wer war der Vorbesitzer?

Sie glauben, dass das Auto manipuliert war?

Es gibt immer noch viele offene Fragen: Warum gab es keine Bremsspuren? Wollte oder konnte Alexandra nicht bremsen? Hat sie das Gaspedal mit der Bremse verwechselt? Ging die Bremse nicht? Dass Alexandra sich umbringen wollte, ist unglaubwürdig. Schließlich saßen ihr geliebter Sohn und ihre Mutter mit im Auto. Das Unfall-Auto stand 24 Stunden lang unbewacht an der Unfallstelle. Da hätte jeder im Nachhinein noch was dran machen können.

Aber das Unfall-Auto wurde doch dann untersucht…

Das Wrack wurde erst sieben Tage später untersucht. Zwar sagt das Protokoll, dass es keine technischen Fehler gab, aber warum war Alexandra zuvor in zwei Werkstätten, da ihrer Meinung nach mit dem Auto etwas nicht stimmte. Und auch dort wurde nicht gründlich untersucht, da Alexandra zu wenig Zeit hatte, weiter nach Sylt wollte, um dort mit ihrem Sohn und ihrer Mutter Urlaub zu machen.

Merkwürdig auch, dass Alexandra kurz vorher Lebensversicherungen abgeschlossen hat….

Ja. Auch das Schulgeld für das Internat ihres Sohnes hat sie plötzlich für ein Jahr voraus bezahlt. Und sie hat nur einen Tag vor der Abreise ihr Testament gemacht. Alexandra war erst 27 Jahre alt. Nach dem Unfall wurde in der Leichenhalle eingebrochen, ihre Wohnung in München ausgeräumt. Wobei der Aspekt mit der Wohnung eher im familiären Bereich zu suchen ist. Alexandra hatte zwei Schwestern, die allerdings nicht im Testament berücksichtigt wurden.

Sondern?

Alexandras Mutter. Sie sollte die Vormundschaft vom Sohn Alexander übernehmen, auch finanziell. Bis zu Alexanders 25. Geburtstag. Falls ihre Mutter stirbt, sollte es ein Vormundschaftsgericht übernehmen. Das hat Alexandra alles genau geregelt. Nur einen Tag vor ihrer Abreise. Sie hat sogar den Anwalt dafür aus seinem Feierabend geholt. Schon sehr merkwürdig.

Auch Alexandras Verlobter – dieser Pierre…

Ja. Inzwischen steht fest, dass er wirklich Spion war. Für den West- aber auch Ost-Geheimdienst. Auch dass er vorbestraft war und dass er zu dem Zeitpunkt, als er Alexandra heiraten wollte, eben noch verheiratet war. Das hatte Alexandra zum Glück kurz nach der Verlobung erfahren. Eine Schwester hatte mit ihrem Einverständnis einen Privat-Detektiv beauftragt. Für Alexandra brach natürlich eine Welt zusammen. Sie hat sofort die Verlobung gelöst.

Geheimdienste, Mafia, Mord-Theorien. Alles gefährlich…

Ja, leider auch für mich. Ich bin eher ein Typ, der mit beiden Beinen fest auf den Boden steht, aber was da so an Morddrohungen kam und immer noch kommt, geht schon unter die Gürtel-Linie. Briefe mit der Ankündigung, dass man einen Schlüssel meiner Wohnung besitzt, dass ich aufpassen soll was ich esse, Telefon-Anrufe, dass es bald Aus ist mit mir, dass ich eben nicht mehr lange leben werde.

Angst?

Hm, nun ja, lustig ist es nicht. Vielmehr mache ich mir Gedanken, wer das sein könnte und warum. Inzwischen ist mir aber auch klar, dass Alexandra in ein schlimmes Milieu rein gerutscht ist. Da war ihr geschiedener Mann Nikolai Nefedov. Er war 30 Jahre älter und russischer Emigrant. Keiner weiß so richtig, wie er sein Geld verdient hat. Dann gab es Männer aus dem familiären Umfeld, die im Rotlicht-Milieu unterwegs waren. Sanft ausgedrückt. Und eben auch Männer aus Geheimdienstkreisen. Die Akten dazu gibt es nachweislich.

Wurde Alexandra erpresst?

Fakt ist, dass sie kurz vorher ihr Testament gemacht hat und die Lebensversicherungen abgeschlossen hat. Fakt ist, dass der angebliche Unfall immer noch nicht richtig aufgeklärt ist, Akten verschwunden sind oder manipuliert wurden. Fakt ist, dass nicht nur ich Morddrohungen bekommen habe. Fakt ist, dass Alexandra ihre eigene Lebensgeschichte verschönt hat, dass sie ein kleines Doppel-Leben hatte. Natürlich musste sie das auch, denn das hätte ihrer Karriere geschadet. Fakt ist, dass ich weiter recherchieren werde. Denn irgendwie wird es immer mysteriöser.

Petra Cichos

Categories: Spezielle Storys Tags:

Rosemarie Nitribitt Neue Spuren?

16. November 2011 Cichos Keine Kommentare

Rosemarie Nitribitt

Exklusiv

Edel-Hure Rosemarie Nitribitt

* Bis heute wurde ihr Mörder nicht gefunden. Dabei gäbe es noch viele heiße Spuren…..

* Die Todes-Fluch-Serie der Rosemarie Nitribit

* War sie eine Spionin?

* Wo sind die Notiz-Bücher ihrer Kunden abgeblieben?

Interview mit Norbert Schneider - Rosemarie Nitribitt-Experte

Fotos

Nitribitt mit Hund

Nitribitt mit Mercedes

Nitribitt Grab                         (aktualisiert Mai 2011)

—————————————————————————————-

Herr Schneider, Sie haben sich intensiv mit dem Fall Rosemarie Nitribitt beschäftigt….

Ja, ich war Präsident des deutschen Mercedes Club. Und da Rosemarie Nitribitt einen Mercedes 190 SL fuhr, wollten wir wissen, was aus dem legendären Auto geworden ist. Nun ja, und da habe ich erstmal angefangen locker zu recherchieren und bin dann sozusagen in den Fall hinein gezogen worden.

Wo haben Sie angefangen?

Im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden lagern Akten mit 5000 Seiten. Es gibt 500 Zeugen-Aussagen. Man muss sich durch die Blätter regelrecht wühlen und Querverweise aufspüren. Rosemarie ist mit 24 Jahren am 29. Oktober 1957 in ihrer Frankfurter Wohnung ermordet, erwürgt worden. Das ist das offizielle Todes-Datum.

Es heißt, dass Gerichtsakten fehlen….

Rosemarie hat zum Beispiel zwei Notiz-Bücher mit Auflistung ihrer Kunden geführt. Ein Büchlein lagert im Archiv, das andere ist angeblich auf dem Wege der Staatsanwalt zum Archiv verschwunden. Dann sieht man bei den Akten, dass noch Seiten, Aussagen fehlen. Meiner Meinung nach wurde von höchster Stelle etwas vertuscht.

Warum?

Zum Kundenstamm zählten bekannte Personen aus dem Bereich der Wirtschaft, des Sports und der Politik. Dass dann Akten verschwinden, ist sehr gut nachvollziehbar Fakt ist, dass man bis heute den Mörder nicht gefunden hat. Rosemaries so genannter Haus-Kumpelfreund Heinz Pohlmann, war es meiner Meinung nach nicht. Er wurde ja auch freigesprochen.

War er wirklich ganz unschuldig?

Mein Verdacht ist, dass er etwas wusste, was er der Polizei nicht gesagt hat. Mein Verdacht ist, dass er Schweigegeld bekommen hat, Er konnte sich trotz früherer Schulden später in München ein gutes Leben leisten. Er ist 1990 gestorben. Das Geld wird er wohl von einer industriellen Familie bekommen haben. Weil er den Mörder schützen sollte oder weil der Name der Familie nicht an die Öffentlichkeit sollte. Es gibt aber noch eine andere Spur.

Und die wäre?

Damals begann sich die Rotlicht-Szene zu entwickeln. Zuhälter steckten  ihre Bezirke ab. Bei Rosemarie kann so ein Zuhälter vorstellig geworden sein. Die Nitribitt war aber geizig, selbstbewusst und frech genug abzulehnen. Denn sie konnte ja auch sehr gut ohne Zuhälter leben. Warum sollte sie was abgeben? Laut ihrer Freundin hatte sie aber Tage vor dem Mord Angst.

Was war Rosemarie für eine Frau?

Laut allen Aussagen in den Akten eine sehr selbstbewusste, manchmal freche und auch launische Person. Sie kam ja aus armen Verhältnissen, wuchs bei Pflegeltern auf, kam ins Heim, riss wieder aus und schaffte es dann nach Frankfurt. Sie wollte hoch hinaus. Scham kannte sie nicht. Trotz Hausverbot im Fankfurter Hof hat sie sich einfach mit ihrem Mercedes gegenüber gestellt und gehupt und Freier angelockt.

Wie viel hat Rosemarie vererbt?

Mit allem drum und dran, also Nerzmantel, Auto, Schmuck und Bargeld um die 100 000 Mark. Das war natürlich enorm viel Geld. Das hat ihre Mutter geerbt, die davon dann mit ihrem neuen Mann ein Taxi-Gewerbe eröffnet hat. Dabei hatte sich die Mutter ja damals nie um Rosemarie gekümmert. Die Schwestern gingen leer aus. Es gibt noch eine Nichte, die aber unerkannt bleiben möchte.

Leben die Schwestern noch?

Nein. Es ist wirklich tragisch, da die Schwester sicher mehr wusste als das, was sie damals bei der Polizei ausgesagt haben. Aber auch die Schwestern haben ihr Wissen mit ins Grab genommen. Genauso wie die beiden Freundinnen von Rosemarie. Die leben zwar noch, aber sagen nichts. Zumal die eine, die auch aus dem Milieu kam, jetzt mit einem Arzt verheiratet ist.

Was hat es mit den geheimnisvollen Tonbändern auf sich, die bei Rosemarie gefunden wurden?

Es sind eher gesprochene Liebesbriefe. Ein Industriellen-Sohn hat ihr seine Liebesschwüre oder wohl eher erotischen Wünsche auf Tonband gesprochen. Rosemaries Tonbandgerät war wie oft spekuliert wurde, wohl nicht dazu da, ihre Kunden auszuhorchen und Spionage für Geheimdienste zu betreiben. Jedenfalls steht das in den Akten. Persönlich glaube ich nicht, dass sie zu Spionage fähig war.

Warum nicht?

Nicht weil sie es nicht gewollt hätte, sondern weil sie mit Verlaub gesagt zu dumm dafür war. Sie war ja keine intelligente, raffinierte, schlagfertige, geistreiche Salon-Dame. Obwohl es laut ihrer Freundin ihr Ziel war. Sie hat versucht Englisch und Französisch zu lernen, sich gut und teuer zu kleiden und wollte einen reichen Mann heiraten und sozusagen die Salon-Dame spielen. Die reiche Frau eines reichen Mannes. Es gab auch Gerüchte von Erpressungen.

War da was dran?

Man weiß es nicht. Es fehlen ja wie gesagt Akten. In der Presse wurden bekannte Persönlichkeiten genannt. Personen aus der Industrie und Wirtschaft. Aber das sind Spekulationen. Interessant ist allerdings, dass alle einige dieser Personen nicht normal gestorben sind. Flugzeug-Absturz, Ski-Unfall. Das ist aber sicher kein Mord-Komplott, sondern die Esoteriker würden eher von einer Art Fluch sprechen.

Alle sind auf eine unnatürliche Art und Weise gestorben?

Nun ja. Einer ist mit dem Flugzeug abgestürzt. Einer ist bei einem Ski-Unfall ums Leben gekommen. Einer selbst hat sich selbst erschossen, weil er glaubte schwer erkrankt zu sein. Und ein bekannter Industrie-Erbe ist auch nicht mit 67 Jahren aus Alters-Gründen gestorben. Interessant wäre vielleicht. die Aufdröselung der Todes-Ursachen der anderen Personen, die von der Polizei damals befragt wurden.

Gibt es nicht doch noch irgendeine heiße Spur?

Der Beweis könnte Rosemaries Pudel. Er war in der Wohnung angeblich drei Tage  eingesperrt. In diesen drei Tagen soll Rosemarie schon tot gewesen sein. Aber man hat keine Hunde-Exkremente gefunden. Der Chef vom Pudel-Klub Deutschland sagte mir, dass ein Pudel niemals drei Tage ohne Fressen und Trinken auskommen würde. In den Akten berichtet auch ein Polizist, dass er dem armen Pudel was zu trinken gegeben hätte, aber dieser nur wenig getrunken hat. Sprich er war kaum durstig.

Und das alles heißt?

Dass der Tatzeitpunkt nicht stimmen könnte und somit alle Alibis nicht mehr gültig sind. Als Rosemarie gefunden wurde, war die Bodenheizung voll an. Aber man kann es drehen und wenden wie man will – es ist ein spannender Krimi ohne Ende. Auf Rosemaries Grabstein steht übrigens: Darum merkte ich, dass nichts Besseres darin ist, denn fröhlich sein und gütlich tun im Leben.

——————————————————————————————–

Petra Cichos

Categories: Spezielle Storys Tags: