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Heiner Lauterbach: Treu sein kann so schön sein. / Interview

21. November 2015 Cichos Keine Kommentare

HEINER LAUTERBACH Interview

Heiner Lauterbach: Interview mit Petra Cichos

Heiner Lauterbach: Interview mit Petra Cichos

· Ich hatte Todesangst

· Für meine Kinder würde ich alles tun

· Ich habe keine Angst vor dem Alter

· Treu sein kann so schön sein

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Interview

Herr Lauterbach, in Ihrem neuen Buch “Mann lebt nur Zweimal”, schreiben Sie sehr liebevoll über ihre Familie…

Weil ich meine Frau und meine Kinder über alles liebe. Manchmal braucht man keine Anleitung zum Glück. Manchmal und oft steckt es im Alltag. Schon morgens, beim gemeinsamen Frühstück. Oder abends, wenn die Kinder dann im Bett sind und schlafen. Ich könnte meine Kinder stundenlang beim Schlafen betrachten.

Für Ihre Kinder könnten Sie alles tun?

Was heißt alles? Natürlich werden sie nicht von oben bis unten verwöhnt oder bedient. Wir erziehen sie mit sehr viel Liebe und Werte-Vermittlung. Das gelingt uns, glaube ich sehr gut. Natürlich kann man seine Kinder nicht vor allen Gefahren schützen, aber schutzvoll auf das Leben vorbereiten.

Ihre Kinder dürfen in der Woche kein Fernsehen schauen…

Natürlich gibt es manchmal auch Ausnahmen. Aber auch da achten wir darauf, was sie schauen. Und da sie es auch nicht anders kennen, gibt es keine großen Diskussionen. Am liebsten habe ich es, wenn sie draußen in der frischen Luft spielen. Und da auch mit sich selbst, also sich selbst etwas einfallen lassen. Ohne großes Spielzeug.

Sie wohnen an einem See…

Wo es schön ruhig und unhektisch ist. Natürlich ist mir bewusst, dass wir in gewisser Weise privilegiert sind. Das Haus, das Grundstück, der See, die Ruhe, die frische Luft. Aber vor allem, weil ich als Vater relativ oft und beständig daheim bin. Auch dass meine Frau nicht im Job-Getriebe ist. Wir also für unsere Kinder immer da sind.

Ihre zehnjährige Tochter Maya hatte ihre erste Schauspiel-Rolle…

Ja, sie hat es auch sehr souverän gemeistert. Es war aber nicht so, dass sie ins kalte Wasser gesprungen ist. Sie hatte vorher Work-Shops und sich sehr gut und mit Verstand vorbereitet. Wir haben sie weder gezwungen, noch beeinflusst. Aber natürlich begleitet. Maya kann und darf ganz alleine entscheiden, ob sie diesen Weg weiter gehen möchte.

Keine Angst, dass Ihre Tochter in der manchmal harten Schauspiel-Branche untergeht?

Man kann in fast jeder Branche untergehen. Davor ist nie jemand gefeit. Das sieht meine Tochter ganz realistisch. Wichtig ist vorrangig erst einmal, dass sie Spaß und Freude hat. Dass man aber auch etwas tun muss. Talent alleine genügt nicht. Die berühmten Worte wie Fleiß und Disziplin sind für jeden Beruf wichtig.

Sie selbst sind ja auch sehr diszipliniert…

Hm, das ist relativ. Aber wenn ich eine Aufgabe übernehme, muss und bin ich es natürlich. Zum Beispiel kam ich mit dem neuen Buch in etwas Zeitverzug. Also habe ich zehn Stunden am Tag am Computer gesessen. Für das Buch habe ich drei Monate gebraucht. Das Buch davor, meine Autobiografie, fast vier Jahre.

Das erste Buch war Ihr wildes Leben. Das neue Buch Ihr ruhiges Leben…

Wobei ruhig nicht langweilig heißen muss. Im Gegenteil. Ich habe gelernt zu genießen. Auch die Ruhe, auch den Alltag, auch geordnete Bahnen. Ich beschreibe ja in dem Buch zum Beispiel auch die Vorteile der Treue. Wie schön es ist, wenn man keine Geheimnisse voreinander hat.

Ihre Frau Viktoria und Sie haben keine Geheimnisse voreinander?

Nein. Sie kann zum Beispiel alle SMS und E-Mails von mir lesen. Wobei ich mir sicher bin, dass sie es gar nicht tut. Warum auch? Sie ist meine Frau. Wir regeln alles zusammen. Sie weiß wo ich bin und was ich mache. Sie erledigt alles Finanzielle, die gesamte Buchführung und managt mich. Es gibt keine Basis, keinen Platz für Lügen.

Das war in Ihrem vorherigen Leben anders…

Das beschreibe ich auch ehrlich in meinem Buch. Dass ich früher schon zusammen gezuckt bin, wenn nur das Telefon geklingelt hat. Von null auf hundert in drei Sekunden war dann die Devise, kleiner Spurt vom Sofa, um mögliches Unheil abzuwenden. Außerdem war ich immer ein schlechter Lügner.

Sie waren ein schlechter Lügner?

Frauen haben ja die Begabung ihre Reviere zu markieren. Der Lippenstift am Hemdkragen. Blonde Haare am Pullover oder Zettelchen in der Jacken-Tasche. Die Palette wäre lang. Ergebnis: Heilloser Stress, noch mehr Lügen, Panik und letztendlich immer ein schlechtes Gewissen. Eigentlich hat mich das immer belastet.

Sie haben es selbst geschafft, sich von dieser Last zu befreien…

Ja. Ich habe damals die Reißleine gezogen. Zur richtigen Zeit und im richtigen Moment. Und zur richtigen Zeit und im richtigen Moment ist mir Viktoria begegnet. Sonst wäre der Abgrund nicht weit gewesen. Besonders körperlich. Es wäre bestimmt nur noch ein paar Monate oder ein Jahr gut gegangen.

Es gibt in Ihrem Buch das Kapitel: Alkohol-Diät…

Ja. In meiner harten Phase habe ich mir zum Beispiel oft kleine Alkohol-Verstecke für Mini-Underbergs gesucht. Natürlich habe ich nicht von einem Tag auf den anderen aufgehört zu trinken. Aber mehr als kräftig reduziert. Beim Entzug hat man morgens kalten Schweiß auf der Stirn, Kreislaufstörungen, Hände zittern, Schwindel-Anfälle, Todesangst.

Todesangst?

Ja – körperliche Todesangst. Man weiß ja nicht so genau, was da gerade im Körper oder mit dem Körper passiert. Allein das Herzrasen verursacht Panik. Andererseits darf man diesen Entzug nicht mit Drogen-Entzug verwechseln. Der ist tausendmal grausamer. Den Alkohol-Entzug verkraftet und verarbeitet der Körper relativ schnell und gut.

Sie haben es ohne ärztliche Hilfe, ohne Therapie geschafft?

Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er sich zutraut, schafft und kann. Man darf sich nur nicht selbst belügen. Zum Beispiel hatte ich dann nur Wein-Schorle getrunken. Nur, denn letztendlich waren es so viel, dass ich auch gleich ne Flasche Wodka hätte trinken können. Schöner Selbst-Betrug. Also habe ich angefangen Tage ohne Alkohol zu verbringen.

Und das ging?

Ja. Denn so kann man das Endziel vor sich hin schieben, sich sagen: okay heute trinkst Du nichts. Vielleicht morgen. Morgen kann man sich sagen, okay, Du hast gestern den Tag geschafft, dann schaffst Du den heute auch. Vielleicht morgen ein Schlückchen und so weiter. Heute trinke ich entspannt mal ein Glas Wein – und das war´s.

Heute treiben Sie Sport, leben mehr als gesund…

Damals habe ich mir über meine Gesundheit keine großen Gedanken gemacht. Wobei ich nicht zum Gesundheits-Fanatiker geworden bin. Aber es ist schon ein sehr schönes Gefühl, dass ich mich mit meinen 60 Jahren fitter bin und fühle, als mit vierzig. Fünf Mal in der Woche Sport, frische Luft,  gesundes Essen. Und das Körper-Gewicht stimmt auch.

Sie wirken richtig asketisch…

Ich lebe aber nicht wie ein Asket. Natürlich lasse ich auch mal alle fünf gerade sein. Mache dann eben mal kein Sport oder nasche auch mal. Es darf ja nicht zum Stress ausarten. Andererseits: Sport ist ja körperliche Ertüchtigung. Und man muss schon tüchtig sein. Ein Extrem-Sportler bin ich allerdings nicht.

Angst vor Krankheiten?

Sagen wir so: Hygiene und Sauberkeit ist mir wichtig. Man muss ja Krankheiten nicht provozieren. Bei unseren Kindern achten wir ja auch darauf. Es erleichtert einfach das Leben. Genauso wie Ordnung. Ich habe einfach keine Lust lange nach etwas zu suchen oder mich im Chaos zu verzetteln.

Haben Sie auch alle anderen Dinge geregelt? Wie zum Beispiel eine Patienten-Verfügung?

Das mit der Patienten-Verfügung haben wir in der Tat vor – ja. Das sehen wir ganz vernünftig. Man ist nie im Leben vor gewissen Dingen gefeit. Meine Frau und ich können uns hundert Prozent aufeinander verlassen. Auch das ist ein schönes Gefühl. Gegenseitige Verantwortung, gegenseitiges Vertrauen.

Haben Sie Angst vor dem Tod?

Darüber mache ich mir keine Gedanken. Das ist auch zu müssig. Ich habe auch keine Angst vor dem Alter. Im Gegenteil. Ich stehe auch zu meinem Alter. Und was ist überhaupt alt? Der Ausdruck ist immer so negative besetzt. Es gibt sehr viele Vorteile des Alters. Eine andere Einstellung. Eine andere Lebensweise. Und das ist auch gut so.

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Petra Cichos / Juni 2013

Heiner Lauterbach

Heiner Lauterbach

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Klausjürgen Wussow: Sein Sohn Sascha erinnert sich / Interview

21. November 2013 Cichos Keine Kommentare

Klausjürgen Wussow

Interview mit Sohn Sascha (Alexander) Wussow

* Ich vermisse meinen Vater sehr

* Die Demenz meines Vaters war eine große Depression

* Auch ich bin manchmal schwermütig

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Sascha,  in der ARD-Serie „Traumhotel“, spielten Sie einen braven Sohn…

Ja, diese Rolle hat mich sehr gereizt. Mein Film-Vater, gespielt von Peter Weck, lebt im Altersheim und verliebt sich in eine jüngere Frau, macht plötzlich verrückte Sachen. Ich versuche ihn wieder auf seine altersgerechte Senioren-Bahn zu lenken. Aber das ist gar nicht so einfach.

Dürfen sich ältere Herren nicht in jüngere Damen verlieben?

Natürlich dürfen sie. Und im wahren Leben hätte ich sicher überhaupt nichts dagegen. Schließlich ist es schön, wenn ein Mann sozusagen noch den zweiten Frühling erleben darf.  Im Film bin ich sehr konservativ. Aber privat bin ich es ganz und gar nicht. Wobei natürlich Regeln wie Disziplin und Verantwortung eingehalten werden müssen.

Darauf haben Ihre Eltern Klausjürgen Wussow und Ida Krottendorf sehr viel Wert gelegt.

Ja, wobei von der Erziehung her mein Vater strenger war. Oder sagen wir so: unsere Mutter hat uns humorvoller erzogen. Und natürlich hat sie mit uns mehr Zeit verbracht, als mein Vater. Man könnte fast sagen, sie hat uns allein erzogen. Und sie hat uns sehr gut erzogen. Mit viel Liebe, Herz, Verstand und einem wunderbaren Lachen.

Sie waren bei ihr, als sie starb…

Es war ganz merkwürdig. Uns wurde gesagt, dass es mit ihr zu Ende geht. Beziehungsweise war sie schon in einem Stadium, dass wir gedacht haben, dass sie schon für immer eingeschlafen sei. Meine Schwester und ich standen an ihrem Bett und haben gesungen. Da sprang plötzlich wieder dieses Herz-Gerät an. Es war fast unheimlich.

Sie wollte noch nicht gehen?

Es war wohl eher so, dass sie uns mitteilen wollte: Ich werde für Euch immer da sein. Auch wenn mein Körper nicht mehr da ist. Aber das Herz. Mein Herz ist für Euch immer da. Und das spüre ich auch. Sie ist immer noch da. Mein Vater übrigens auch. Beide haben sich ja damals unendlich geliebt. Für beide war es damals die große Liebe. Ich vermisse beide sehr.

Die dann leider zerbrach…

Ja. Meine Schwester und ich haben ja ein Buch über unsere Eltern geschrieben. Die Basis dazu waren unter anderem auch diese vielen Zettelchen und Liebes-Briefe. Erst als wir diese einmal gründlich gelesen haben und über unsere Eltern richtig nachgedacht haben, wurde uns diese große Liebe bewusst.

Bis Ihr Vater wegen einer anderen Frau Ihre Mutter verlassen hat…

Ich möchte es weder be- noch verurteilen. Ob mein Vater danach jemals wieder so richtig glücklich war, möchte ich auch nicht kommentieren. Ich persönlich glaube, dass seine spätere Demenz eine große Depression war. Eine Flucht. Ich will mit dieser Welt, mit diesen Umständen, mit dieser Art von Leben nichts mehr zu tun haben.

Flucht vor seiner eigenen Lebens-Verantwortung?

Ja. Er wollte, konnte, mochte wohl nicht mehr entscheiden. Mit Problem-Lösungen konnte er auch zu seiner sogenannten gesunden Zeit nicht umgehen. Er war ja niemals ein radikaler Typ. Im Gegenteil. Er war sehr feingeistig, feinfühlig, intelligent und auch damals schon phasenweise melancholisch.

Schade, dass die große Liebe Ihrer Eltern kein Happy End hatte…

Hätte es vielleicht sogar gehabt. Aber dann ist ja meine Mutter gestorben. Sie ist gegangen. Sie war dann nicht mehr für meinen Vater da. Das musste vielleicht auch so sein. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist Demenz ja auch so eine Art Krankheit um die Seele vor der bewussten Würdelosigkeit zu schützen. Also dass einem nicht mehr bewusst wird, dass es bergab geht.

Hatte Ihr Vater dieses Lebens-Ende verdient?

Insofern schon, denn er hat ja wie gesagt bewusst nicht mehr so viel mitbekommen. Glaubt man. Ich weiß es nicht. Er konnte aber schon vorher negative Dinge oder Problem-Dinge sehr gut ausschalten, verdrängen. Demenz ist ja auch eine Art Ausschalten. Eine Art Ausschalten vom Leben. Insofern war sein Lebens-Ende für ihn vielleicht auch positiv.

Haben Sie Angst selbst an Demenz zu erkranken?

Ich hatte mir Gedanken darüber gemacht – ja. Ob Demenz vielleicht vererbbar ist. Zumal ich  einige Dinge von meinem Vater in mir selbst sehe. Ich habe mich lange über dieses Thema mit einem Arzt unterhalten. Inzwischen weiß ich, dass dem nicht so ist. Inzwischen weiß ich, dass eine gewisse Melancholie, Schwermütigkeit zum Leben gehört.

Auch Sie haben melancholische Phasen…

Aber ich sehe sie nicht mehr negativ. Melancholie kann ja auch Kreativität auslösen. Viele Künstler brauchen die Melancholie für ihren Kreativitäts-Schub. Na ja, das sagt sich so einfach. Aber ich merke das mit meiner Malerei ja auch. Oder ich könnte sonst wohl gar kein Schauspieler sein. Ich muss Rollen nachempfinden können.

Aber Melancholie, Traurigkeit, ist doch traurig…

Na und? Ist es schlimm, wenn man mal ab und zu traurig ist? Dann ist es eben so. Zum Glück habe ich von meiner Mutter die helle Seelen-Seite geerbt. Sie war unglaublich lustig und agil.  So voller Herzens-Humor. Das habe ich wieder von ihr. Nicht umsonst scheint mein Sternkreiszeichen Waage zu sein. Es gleicht sich dann doch alles aus.

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Petra Cichos / Interview aktualisiert August 2013

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Herbert Herrmann: Der gezähmte Mann / Interview

21. November 2013 Cichos Keine Kommentare

Herbert Herrmann Interview

· Nora hat mich gezähmt

· Altwerden macht lockerer und weise

· Ich habe keine Angst vor dem Tod

· Nein, Nora und ich sind immer noch nicht verheiratet…

· Das Wort Rentner kenne ich nicht…

Zusatz: Ab 1. September 2013 steht Herbert Herrmann wieder mit Nora von Collande auf der Bühne in Essen. Theater am Rathaus, im Stück: „Das zweite Kapitel.“

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Interview

Herr Herrmann, wo sind Sie gerade?

Auf der Durchreise. Wenn Sie es genau wissen möchten: Nora und ich haben eine tolle Europa-Reise gemacht beziehungsweise sind wir gerade dabei. Schweiz, Italien, Spanien, Cote d´ Azur, letzte Woche Paris und jetzt zurück in die Schweizer Berge. Dort schön wandern und absolut entspannen.

Eigentlich könnten Sie doch für immer entspannen. Stichwort Rentner?

Oh, das Wort Rentner kenne ich nicht. Nein, so lange es mir noch Spaß macht, ich fit bin, das Publikum mich noch nicht ausbuht, warum sollte ich dann plötzlich gar nichts mehr machen? Ich liebe meinen Beruf. Natürlich gibt es Grenzen. Gesundheitliche, aber auch psychische. Wenn der Körper und der Kopf nicht mehr kann und nicht mehr will.

Lassen Sie sich denn regelmäßig beim Arzt durchchecken?

Ja, einmal im Jahr. Also die ganz normale Untersuchung mit Blut-Tests und all das. Ich bin sonst eigentlich kein Arzt-Gänger. Aber natürlich lebe ich schon ganz gut gesund. Nora und ich machen brav jeden Tag eine halbe Stunde Sport. Im Sommer natürlich sogar noch etwas mehr, denn da kommt Schwimmen und Wandern dazu. Es macht einfach Spass.

Und Sie sind ja auch unglaublich fit. Mit 72 Jahren. Haben Sie das Jungsein-Gen?

Hm, ich glaube schon, dass meine Gene da ganz gut sind. Aber darüber mache ich mir nicht so große Gedanken. Auch nicht über Krankheiten oder Tod. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Altwerden macht irgendwie lockerer. Und weise wird man auch. Weise insofern, dass man mehr genießt, Dinge akzeptiert, sich mehr über Dinge freut.

Worüber freuen Sie sich zum Beispiel?

Dass es Nora gibt? Und das schon über zehn Jahre an meiner Seite. Dass ich nicht jede Film-Rolle annehmen muss, mir die Stücke aussuchen darf, auch inszenieren darf. Und natürlich über ein gutes Essen, Natur-Erlebnisse, gute Gespräche, gute Freunde. Durch Nora habe ich übrigens Dankbarkeit auch kennen gelernt. Hört sich kitschig an, ist aber so.

Könnte man sagen, dass Nora Sie gezähmt hat? Früher waren Sie, hm, etwas umtriebig?

Umtriebig, ja, eigentlich das passende Wort. Aber das ist man ja in jungen Jahren immer etwas. Besonders die Männer. Mich nicht ausgeschlossen. Und ja, es stimmt, Nora hat mich gezähmt. Aber nicht mit Peitsche und Streit und harten Worten, sondern mit Zuneigung und Liebe. Weil ich aber auch bereit dafür war. Es war genau der richtige Zeitpunkt.

So dass Fremdgehen gar keine Rolle mehr spielt…

Fremdgehen spielte auch damals keine Rolle. Jedenfalls nicht bewusst. Natürlich haben sich damals Situationen ergeben, die ich im Nachhinein heute nicht mehr machen würde. Wer möchte schon wirklich jemand anderes verletzten oder bewusst böse hintergehen? Heute, hier und jetzt, wäre ich doch verrückt, wenn ich meine Frau hintergehen würde.

Ah, Ihre Frau? Also doch heimlich geheiratet?

Nein, nein, ich sage immer nur meine Frau. Die anderen Begriffe sind komisch. Freundin, Lebensgefährtin, Partnerin. Und ich sehe Nora ja als meine Frau. Ob wir nun diese Ehe-Urkunde haben oder nicht. Und wenn, dann würde ich ihr einen wirklich romantischen Antrag machen.

Mit auf die Knie fallen?

Warum nicht? Es darf und soll natürlich nicht gespielt sein. Wird es dann auch nicht. Aber die Umrandung, wo es dann passiert, wäre auch wichtig. Und auch wenn sich das wieder kitschig anhört: Beim Sonnenuntergang an einem Meer? Ja, so etwas in der Art. Aber das verrate ich  natürlich nicht vorher.

Oder haben Sie Angst, dass Nora nein sagen könnte?

Hm, das stimmt, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Das wäre ja ein Ding. Denn inzwischen sind wir wirklich schon so eins, dass man wirklich von Seelenverwandtschaft sprechen kann. Faszinierend ist auch, dass wir uns nie streiten. Das ist so, wirklich. Obwohl wir ja 24 Stunden am Tag zusammen sind.

Gehen Sie sich nicht einmal auf den Keks, lapidar gesagt?

Nein, eben nicht. Hätte man mir das vor 15 Jahren gesagt, ich hätte es auch nicht geglaubt. Wobei ich persönlich absolut kein Streit-Typ bin. Im Gegenteil, ich bin immer vor Streit geflüchtet. Aber vor Nora muss ich nicht flüchten. Wir harmonieren wirklich wunderbar zusammen.

Herbert Herrmanns Lebens- und Liebes-Happy End…

So kann man das sagen, ja. Basis unserer Liebe ist ja auch vor allem Respekt vor den anderen zu haben. Zu sehen und zu tun, dass es dem anderen gut geht. Das passiert aber auch alles ohne große Worte oder Nachfragen. So ist es zum Beispiel selbstverständlich, dass ich den Müll raus bringe oder abwasche. Damit mache ich es doch Nora leichter.

Perfekter Ehemann…

Das mit Sicherheit nicht. Aber wir ergänzen uns eben sehr gut. Weil wir uns eben auch in der richtigen Lebensphase getroffen haben. Wir kannten uns ja schon vorher. Aber da hatte sie einen Partner und ich war auch gebunden. Damals sollte es wahrscheinlich so sein. Da war die Zeit noch nicht reif für uns. Jetzt ja. Und das ist wunderbar.

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Petra Cichos / August 2013

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Ingrid Steeger: Ein Wunder, dass ich noch lebe. Interview II

21. November 2013 Cichos Keine Kommentare

Ingrid Steeger Interview

Ingrid Steeger

Ingrid Steeger

· Ein Wunder, dass ich noch lebe

· Ich bin durch die Hölle gegangen

* Mir kann nichts mehr passieren

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Interview

Frau Steeger, wie fühlt man sich, wenn man seine eigene Autobiographie schreibt?

Teilweise schrecklich. Ich habe ja gewisse Erinnerungen verdrängt. Die ganz schlimmen Erinnerungen. Die, von denen ich eigentlich nichts mehr wissen wollte. Beim Schreiben kam alles noch einmal hoch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sorry, wenn ich das jetzt so deutlich sage, aber ich musste mich übergeben.

Was waren denn Ihre schlimmsten Erinnerungen?

Das fing mit der Kindheit an. Ich hatte auch da viel verdrängt, aber im Gespräch mit meiner Schwester waren plötzlich wieder diese Bilder vor mir. Meine Ängste, meine Schreie, die unglaublichen Schmerzen. Meine Eltern haben uns oft bis zur Besinnungslosigkeit verprügelt. Das war so grausam. Noch heute bin ich fassungslos darüber.

Aber warum waren Ihre Eltern so grausam?

Ich weiß es nicht. Meine Mutter, die eigentlich die aggressivere war, war wohl selbst sehr unglücklich. Die Nachkriegszeit, die Armut, der gefühllose Ehemann, der sie auch nur benutzt hat. Bis zu ihrem Tod konnte ich mit meiner Mutter nicht darüber reden. Warum sie niemals liebevoll zu uns war, niemals im Arm genommen, letztendlich uns nicht geliebt hat.

Warum wurden Sie so geschlagen?

Was tun Kinder, zwei kleine Mädchen und ein kleiner Junge, dass es gerechtfertigt ist, sie zu verprügeln? Für mich gibt es da keine Antwort. Anfangs haben wir in Berlin zu fünft in einer 25 Quadratmeter kleinen Wohnung gewohnt. Mein Vater war Verkäufer in einem Kaufhaus, meine Mutter nähte nebenbei. War es der Frust? Keine Ahnung.

Haben Sie Ihren Eltern verziehen?

Nicht so richtig. Auch wenn immer gesagt wird: Ach, das war damals die Generation. Ach, das war die schlimme Nachkriegszeit. Dann hätte ja ein ganzes Volk sich nur die Köppe gegeneinander eingehauen, alle ihre Kinder ohne Ende verprügelt. Nein, auch in Armut kann und darf man seine Kinder lieben.

Das Verprügeln, besonders seelisch, zieht sich wie ein roter Faden durch Ihr Leben…

Ja, leider. Wer kein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein hat, wird schnell Opfer. Besonders Mädchen, Frauen. Dazu kam noch, dass ich klein und zart war, eine naive Ausstrahlung hatte, ein süßes Mäuschen war, dass man bei einer sadistischen Veranlagung hetzen, quälen und in die Enge treiben konnte.

Sie reden jetzt von Ihren Männern…

Ja. Wäre ich größer und etwas korpulenter gewesen, hätte ich einen ganz anderen Typ Männer angezogen. Aber ich, blond und oft als blöd eingeschätzt, war ja geradezu ideal. Dazu kam, dass ich es ja vom Elternhaus nicht anders kannte. Prügel, Schmerzen, Lieblosigkeit. Ich war einfach ein verhuschtes, anpassungswilliges Mädchen. Also immer druff of die Kleene.

Welcher Mann war denn ganz besonders schlimm?

Eigentlich Michael Pfleghaar. Weil es auch so lange gedauert hat. Um die vier Jahre. Er war ja Regisseur von Klimbim, später Wenke Myhres Ehemann. Er war der absolute Kontrollfreak, ich durfte nichts alleine machen, musste im Hotel-Zimmer so lange warten, bis er mich zu sich rief. Und beinahe hätte er mich auch umgebracht.

Wie bitte?

Er schrie und tobte, wenn etwas nicht in seinem Kram passte, ich nicht erreichbar war. Er gab mir ohne mich aufzuklären Drogen. Tabletten, die ich ahnungslos geschluckt habe. Und was ich dann erlebt habe, war die Hölle. Wahrscheinlich war es auch eine Überdosis, da ich ja nicht viel wiege und überhaupt.

Aber man schluckt doch nicht so einfach Tabletten?

Ich schon. Ich war doch ein Nichts. Ich war Pfleghaar doch hörig. Ich habe ihm vertraut. Ich war wie eine Puppe an seinen Fäden. Im Nachhinein finde ich nur ein Wort für ihn: Sadist. Wobei er es nicht immer war. Er hatte wohl durch seinen eigenen Drogenkonsum eine gespaltene Persönlichkeit. Er war auch gut zu mir. Ich verurteile ihn nicht. Eher mich.

Und die anderen Männer?

Ach, der Stickelbrucks, meiner erster Ehemann, Kamera-Mann war schon okay. Wir hatten uns in der kurzen Ehe nur kaum gesehen. Dann Dr. Wedel, Regisseur, war auch eine teilweise gute Erfahrung. Er hat mich nicht unterdrückt, sondern versucht zu formen. Aber dieser Indianer, den ich Knallkopp geheiratet habe, der war für mich am Ende eine Bedrohung.

Weiter…?

Dann der Koeppke (?) in Kenia. Der Großwildjäger. Er wollte mich zwar ganz, wollte dass ich nicht mehr arbeite, brauchte aber auch mein Geld, trank mehr als ihm gut tat und behandelte mich nicht gerade sanft. Dann der Bernd, Schauspieler. Auch für ihn war ich dann nur noch eine Art Putzlappen. Und der Arzt in Hamburg? Ach, vergiss es.

Jetzt ist Schluss? Männer-Schluss?

Weiß Gott ja. Nie wieder. Ich glaube, dass ich inzwischen schon richtig allergisch reagiere. Natürlich bekomme ich nicht mehr so viele Angebote, was unglaublich gut ist. Denn so muss ich diesen nicht mehr ausweichen, falle nicht mehr rein. Alter schützt vor Männer. Überhaupt fühle ich mich zum ersten Mal im Leben richtig frei.

Leider kamen ja dann auch die finanziellen Probleme…

Ja, mehr als leider. Das gab mir dann den Rest. Ich bekam mehr als schwere Depressionen. Damals wusste ich das nicht. Ich konnte morgens nicht aufstehen, nicht denken, nicht fühlen, nicht sprechen. Nichts, nichts, nichts. Nicht einmal mehr weinen. Ich war wie gelähmt und stumm.

Steuer-Nachzahlungen, keine Aufträge…

Ja, auch da hatte ich jemand Falsches vertraut. Das war aber eine Frau. Steuerberaterin. Egal. Ich konnte die Miete nicht mehr bezahlen. Strom, Telefon. Essen. Nichts. Aus lauter Scham ging ich nicht zum Sozialamt. Ich wollte eigentlich nur noch sterben. Aber nicht mal dazu hatte ich Kraft und schon gar nicht den Mut.

Aber wo waren da all Ihre Freunde?

Teilweise war es ja meine eigene Schuld. Ich habe es ja nicht mal meinen Freunden so richtig erzählt. Einige haben sich auch abgewandt, als ich nicht mehr so richtig gut drauf war. Dabei habe ich früher viel Geld verschenkt, habe früher anderen geholfen. Na ja, schwamm drüber. Auch das ist ein Stück Erfahrung.

Was hat Sie gerettet?

Meine Schwester und eine sehr gute Freundin. Sie nahm mich im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand, schleppte mich zum Sozialamt, ordnete alle Rechnungen, trieb mich zum Arzt. Der stellte dann auch schweren Eisenmangel fest. Auch daran wäre ich fast hops gegangen. Und als mein ganzes Dilemma dann noch in einer Zeitung stand, meldeten sich Auftraggeber.

Schicksals-Kehrtwende…

So kann man das in etwa sagen. Ich spiele wieder Theater, mache Lesungen, habe jetzt das Buch geschrieben, bekomme wieder Einladungen und all das. Gesundheitlich geht es mir unglaublich gut, dass ich schon fast wieder misstrauisch bin. Unter dem Aspekt: Hallo, Dir geht es zu gut. Gleich kommt wieder der dicke Hammer.

Sie trauen dem Glück nicht?

Nein. Ich werde wohl bis um Lebensende niemals richtig selbstbewusst sein. Aber das macht nichts. Damit kann ich inzwischen leben. Ich genieße jedenfalls jetzt mein Leben. Auch wenn es ziemlich lange gedauert hat, bis ich zu der Stelle gekommen bin, wo ich jetzt stehe. Erschüttern könnte mich eigentlich nichts mehr. An Mist habe ich genug erlebt.

Und trotzdem heißt Ihr Buch: Und find es wunderbar…

Na ja, wir haben jetzt nur über all meine negativen Lebensphasen geredet. Es war ja auch schön. Beruflich, Klimbim, andere Filme, dass ich die Welt sehen durfte, viele Menschen, Persönlichkeiten kennen lernen durfte. Dass ich ja auch mal gutes Geld hatte, schön wohnen und leben konnte. Das war wirklich wunderbar. Und Erfahrungen können auch gut sein.

Was wünschen Sie sich noch fürs Leben?

Ach bitte, dass es jetzt so in der Form bleibt. Keine Schreckens-Erlebnisse mehr. Keine Abstürze. Keine bitteren Erfahrungen mehr. Ich möchte nur bitte so leben, dass ich nicht mehr verletzt und ausgenutzt werde. Ich möchte richtig frei lachen dürfen. Denn das bin ich eigentlich auch. Eine Frau mit Humor und Sehnsucht nach Freude.

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Petra Cichos / September 2013

Ingrid Steeger: Interview mit Petra Cichos

Ingrid Steeger: Interview mit Petra Cichos

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Janine Kunze: Ich wurde als Baby weggegeben

21. November 2013 Cichos Keine Kommentare

Comedy-Star Janine Kunze

Comedy-Star Janine Kunze

Comedy-Star Janine Kunze Interview

· Meine Adoptions-Eltern sind meine wahren Eltern

· Ich habe keinen Kontakt zu meiner leiblichen Mutter

· Als Baby hat mich meine Mutter weggegeben

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Janine, der Titel Ihrer Buch-Biografie heißt: „Geschenkte Wurzeln“…

Ja, weil mir meine Wurzeln sozusagen geschenkt wurden. Ich selbst wurde ja mit 6 Tagen von meiner Mutter im wahrsten Sinne des Wortes abgegeben und wuchs dann später in einer, meiner, Pflegefamilie auf. Man hat mir also neue Wurzeln geschenkt. Und die waren mehr als liebevoll.

Sie reden von Ihren Pflege-Eltern…

Ja. Sie sind meine wahren Eltern, meine wahre Familie. Wobei ich gegen meine leibliche Mutter keinen Groll hege. Sie konnte und wollte zum damaligen Zeitpunkt keine Mutter sein. Und letztendlich war es besser, dass sie mich zu Eltern gegeben hat, die sehr gerne meine Eltern sein wollten. Die wahre Liebe empfunden haben.

Und auch Verantwortung…

Genau. Meine leibliche Mutter hat damals die Verantwortung nicht gespürt. Erst als ich 14 Jahre alt war, wollte sie mich plötzlich wieder ganz zurück haben. Denn da hatte sie meinen Vater geheiratet und wollte mich der Pflegefamilie wieder weg nehmen. Aber da habe ich auf stur geschaltet. Im Gegenteil, ich wollte von meinen Pflege-Eltern adoptiert werden.

Wie und wann haben Sie denn überhaupt erfahren, dass Sie ein Pflegekind sind?

Das kam fließend. Meine Mutter hatte ja den Kontakt zu mir nie abgebrochen. Sie kannte meine Pflegefamilie und hat mich öfter abgeholt. Als ich klein war, habe ich das ja noch nicht so richtig begriffen. Irgendwie zwei Mütter zu haben. Erst später ist es mir bewusst geworden. Aber da war die Verbindung zu meinen Pflege-Eltern sowieso tiefer als zu meiner Mutter.

Schmerzt es Sie, wenn man sagt, dass Ihre Mutter Prostituierte war?

Ich sehe das abstrakt. Ich verurteile meine Mutter ja auch nicht. Sie war damals 20 Jahre alt und hatte sich für diesen Lebensweg entschieden. Obwohl sie es so gesehen gar nicht nötig gehabt hätte. Sie kam aus einem guten Elternhaus. Ihre Mutter, meine Oma hat mich zum Beispiel sehr geliebt und hatte Kontakt zu mir.

Wie liefen damals die Besuche Ihrer Mutter ab?

Wenn Sie in der Stadt war rief sie an. Meine Pflege-Eltern waren unglaublich tolerant und diplomatisch. Sie haben es immer zugelassen und in keiner Weise gezeigt, dass sie es vielleicht gar nicht mochten. Sie wollten mich schützen, mich nicht verwirren. Meine Mutter kam dann und ich habe beziehungsweise musste dann auch bei ihr übernachten.

Wie war das für Sie?

Komisch. Instinktiv war es komisch. Natürlich hat mich meiner Mutter dann auch teilweise sehr verwöhnt. Geschenke und Dinge machen, die ich sonst nicht so durfte. Zum Beispiel langes Fernsehen. Ich fand das zwar gut, aber meine richtige Mutter war für mich meine Pflege-Mutter. Da biss die Maus keinen Faden ab.

Hat Ihnen Ihre Mutter jemals gesagt, warum sie Sie als Baby weggegeben hat?

Eigentlich nie so richtig. Ich habe aber selbst auch gar nicht so intensiv und deutlich gefragt. Ich war und bin ja auch nicht voller Hass ihr gegenüber. Durch die Trennung fehlte uns einfach ein Verband, ein Verbund. Es gab und gibt keine tiefe emotionale Verbindung zwischen uns, wie es nun mal bei liebevollen Familien-Mitgliedern ist.

Nie richtig ausgesprochen?

Der große Bruch kam eigentlich ja auch, als ich 14 Jahre alt war. Als meine leiblichen Eltern dann plötzlich mich wieder haben wollten. Auch die Art war unschön. Mein leiblicher Vater hatte sehr viel Druck gemacht. Bis meine Pflege-Eltern und ich beschlossen, dass diese mich adoptieren, damit Ruhe ist. Das Gericht entschied sich aber damals dagegen.

Warum entschied sich das Gericht damals anders?

Ich sollte im Beisein meiner Mutter vor Gericht aussagen, warum ich lieber bei meinen Pflege-Eltern bin. Heute würde man so etwas nicht mehr machen. Denn es ist unglaublich belastend gegenüber der leiblichen Mutter zu sagen, dass man sie nicht will. Ich war so geschockt, dass ich gar nichts sagen konnte.

Also entschied sich das Gericht für Ihre leibliche Mutter…

Das Gericht entschied sich, es so zu belassen, wie es ist. Aber für ein Pflegekind sind solche Entscheidungen teilweise grausam. Es weiß nicht so richtig wo es hin gehört. Man ist ja dann letztendlich nur Pflegekind. Kein richtiges anerkanntes Kind. Trotz der Liebe meiner Pflegeeltern zu mir, hat mich das natürlich auch zerrissen. Gerade in der Pubertätszeit.

Als Sie 18 Jahre alt waren, konnten Sie endlich adoptiert werden…

Ja, ohne Zustimmung meiner leiblichen Mutter. Ich wollte es für mich regeln. Ich wollte einen Schlusspunkt setzen. Das war auch sehr gut. Das ist ja im Prinzip wie bei einer Heirat. Man bekennt sich dann mittels Urkunde dazu. Obwohl es nur ein Stück Papier ist. Aber es war wichtig für mich.

Was hat Ihre leibliche Mutter dazu gesagt?

Nach der Adoption hat meine Mutter nochmals versucht mit mir Kontakt aufzunehmen. Aber ich habe mich gefragt, warum? Also für mich warum? Denn durch die Adoption, durch diese Zeichensetzung, fühlte ich mich erst recht nicht mehr als ihre Tochter. Ich habe liebevolle Eltern, die alles für mich getan haben.

Kein Kontakt mehr zur leiblichen Mutter?

Nein, es war ja auch wie gesagt nie eine tiefe Beziehung. Meine Pflege-Eltern haben mich beschützt und gehütet. Sie haben mich versorgt und mir unendlich viel Liebe und Stärke gegeben. Sie haben mich erwachsen gemacht und meine Stärken und Talente gefördert. Durch sie bin ich so geworden, wie ich jetzt bin.

Sie sind gut geworden…

Ha, das müssen andere einschätzen. Aber ich bin ganz zufrieden mit mir. Ich bin mit mir im Reinen. Ich habe einen tollen Mann, drei tolle Kinder, einen wunderschönen Beruf. Gesundheitlich geht es mir auch gut und mein Gehirn funktioniert auch einwandfrei. Und wenn ich in den Spiegel schaue, drehe ich mich vor Schreck auch nicht um.

Eigentlich ein schönes Happy End…

Ein bisschen kitschig hm? Aber eigentlich stimmt es ja. Deshalb habe ich auch das Buch geschrieben. Bei Pflegekindern besteht ja oft die Gefahr, dass sie durch die Weggabe ihrer Eltern dann selbst Schuld-Gefühle entwickeln. Unter dem Aspekt: Ihr wolltet mich nicht. Ich bin schlecht, ich war und bin nichts wert.

Hatten Sie auch solche Gefühle?

Etwas in der Pubertät. Aber da stellt man ja einige Dinge in Frage. Das ist ganz normal. Natürlich hatte ich auch Glück solche tollen Pflege-Eltern zu haben. Auch in der Schule war ich keinen Gehässigkeiten oder dummen Sprüchen ausgesetzt. All das spielt natürlich eine Rolle und mir ist sehr bewusst, dass es einigen anderen adoptierten Kindern nicht so gut ging.

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Petra Cichos  /   Juni 2013kunze-janine-foto-2-als-kindkunze-janine-foto-1-kind

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Howard Carpendale: Meine Seele war in einem tiefen Loch / Interview

21. November 2013 Cichos Keine Kommentare

Howard Carpendale im Interview mit Petra cichos

Howard Carpendale im Interview mit Petra Cichos

Howard Carpendale Interview

· Meine Seele war in einem tiefen Loch

· Ich habe keine Angst vor dem Tod

· Wer liebt, darf nicht aufgeben

· Früher war ich oft kein guter Mensch

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Herr Carpendale, Ihre neue CD heißt: „Viel zu lang gewartet“. Auf was haben Sie gewartet?

Man wartet vielleicht viel zu oft, um wichtige Entscheidungen für sich zu treffen. Das braucht Zeit. Letztes Jahr war für mich so ein Zeitpunkt der Entscheidung. Eine neue CD zu produzieren, wieder auf Tournee zu gehen. Und das Gute ist, dass diese Entscheidung gut ist, sich gut anfühlt. Ich mich gut fühle.

Sie fühlen sich gut?

Ja, sehr. Die ganze Produktion war unwahrscheinlich positiv, kreativ, lebendig und sehr  emotional. Es stecken echte und wahrhaftige Gefühle in dieser CD. Wenn man komponiert, muss man sich unglaublich selbst öffnen. Jedenfalls ich. Ein falsches Gefühl bewirkt falsche Töne, Misstöne. Die spüre ich selbst und natürlich auch die Zuhörer.

Ein Lied-Titel heißt: „Kann mir immer noch in die Augen sehen“. Können Sie?

Ja, was ich da im Spiegel sehe, ist ganz okay. Ich habe viele Fehler gemacht, war nicht immer ein guter Mensch. Aber all diese Fehler, Höhen und Tiefen möchte ich nicht missen. Es sind die Erfahrungen der Lebensprägung. Ich bin auch nur ein Mensch. Ich darf und muss Fehler machten.

Welche Fehler haben Sie gemacht?

Oh, soll und muss ich jetzt alle aufzählen? Hm, der größte Fehler oder meine größte Lebensentgleisung war meine Art und mein Verhalten nach dem Hit: Das schöne Mädchen von Seite 1. Dieser Hit war auf Platz 1. Ich fühlte mich auf Platz 1. Ich war ganz oben und dachte die Welt gehört mir. Arrogant und überheblich.

Wie arrogant?

Dass ich nur mich selbst gesehen habe. Hoch oben auf einem Thron, auf den ich mich selbst gesetzt habe. Kein Blick für andere. Meine Augen, meine Ohren, meine verblendete Seele, war viel zu weit von anderen entfernt. Das hat sich zum Glück gerächt. Wer Gefühle anderer nicht wahrnimmt, hat zu sich selbst keine Gefühle mehr.

Wie kam es zu der Erkenntnis?

Ich habe irgendwann gespürt, dass ich eine völlig falsche Ausstrahlung hatte. Auf dem Thorn ist und wird man einsam. Man wundert sich, dass man trotz so viel Erfolg einsam ist. Also fragt man sich warum, ist endlich auch bereit Kritik anzunehmen, steigt vom Thron runter und sagt sich: Nicht Dir gehört die Welt, sondern Du bis nur ein Staubkörnchen in dieser Welt.

Man wird demütig…?

Und man bekommt wieder Respekt. Vor allem und jeden, vor Leben und Tod. Meine Eltern  sind verstorben. Ich hatte immer viel mit meiner Mutter telefoniert. Jahrelang habe ich nach ihrem Tod zum Hörer gegriffen und ihre Nummer gewählt. Das Gefühl der Erkenntnis, dass sie am anderen Ende der Leitung nie wieder abnehmen wird, schmerzt unendlich. Noch heute.

Haben Sie Angst vor dem Tod?

Nein. Aber natürlich habe ich, was wohl normal ist, Angst vor dem Wie. Wie es passiert. Was dann passiert. Ich glaube eigentlich nicht an Wiedergeburt. Aber dass dann wirklich alles weg ist, also ich, all die Erfahrungen, Erkenntnisse, Bewältigung von Lebensaufgaben – hm, schwer zu sagen. Schweres Thema.

Welche Spuren im Sand hinterlassen Sie?

Ich maße mir nicht an Spuren zu hinterlassen. Wenn ich sterbe, also weg bin, bin ich weg. Das sehe ich ganz realistisch. Ich fühle mich weder als Star, noch als Wegbereiter für Folge- Generationen. Wenn ich hier und jetzt durch meine Lieder noch etwas Freude vermitteln darf, Gefühle anspreche, so finde ich es toll und bin dankbar.

Auf Ihrer Facebook-Seite sind schon fast 70 000 „Gefällt mir Klicks“…

Ja, darüber freue ich mich sehr. Obwohl mein Album ja noch nicht raus ist, ist die Resonanz enorm. Zumal so positiv, so liebenswert. Dass ist natürlich ein schönes Kompliment und eine gute Antwort für meine Entscheidung, nochmals auf Tournee zu gehen.

Sie sehen auch sehr fit aus…

Das bin ich auch. Auch wenn jetzt manche wieder müde lächeln: Mein Lebens-Elexier ist Golf. Bewegung, frische Luft, absolute Konzentration. Dazu Frust, wenn es nicht klappt, riesige Freude, wenn ein Schlag besser als mancher Profi-Golfer ist. Dies heißt, man erlebt Sieg und Niederlage ganz schnell hintereinander. Also Leben pur.

Leben pur. Und was macht die Liebe? Wie geht es Ihrer Lebensgefährtin Donnice?

Banal gesagt gehört natürlich die Liebe zum Leben. Und ich liebe. Ja, ich darf lieben, auch wenn es manchmal nicht so einfach ist. Auch wenn ich das Thema Alkohol-Krankheit nicht intensivieren möchte: Wenn man liebt, kann man nicht jemand aus seinem Leben verbannen. Jedenfalls kann ich es nicht.

Sie hatten zeitweise selbst Depressionen…

Eigentlich mag ich den Begriff Depression nicht. Als ob es eine Krankheit ist, die grundlos aus dem Nichts auftaucht. Es sind aber auch oft immer realistische Auslöser. Zum Beispiel als meine Eltern starben, meine Mutter. Ich bin in ein tiefes Loch gefallen. Oder als mich ein wirklich sehr guter und langjähriger Freund enttäuscht hat.

Ein Freund hat Sie enttäuscht…

Ja, ich möchte hier nicht auf die Gründe eingehen. Die Enttäuschung war ja noch irgendwie zu verkraften. Aber dieser Verlust, diesen Freund verloren zu haben, schmerzte sehr. Mir ging es wirklich auch körperlich schlecht. Ich war unendlich traurig, hatte keine Ziele mehr. Wahrscheinlich war dieser Verlust auch der Auslöser für andere Sachen.

Welche Sachen?

Dass eben doch alles vergänglich ist. Dass Verlust so schnell stattfindet. Dass Veränderungen von heute auf morgen passieren können. Dass man sich nie sicher sein kann. Und wenn man traurig ist, überdimensioniert man natürlich solche Gedanken und Ängste. Man fühlt sich wie gelähmt. Man funktioniert nicht mehr.

Wie haben Sie diese Krise überwunden?

Ich habe Hilfe gefunden. In dem Fall habe ich diese ja auch bewusst gesucht. Als ich vor Jahren, als ich aufgehört habe zu singen, schon mal tief traurig war, wusste ich das so noch nicht. Damals war ich schlichtweg nur traurig. Ich hatte keine Ziele, keine Visionen mehr. Aber wahrscheinlich müssen all diese Lebensphasen im Leben sein, um stark zu werden.

Sind Sie jetzt stark?

Oh, ich fühle mich so – ja. Ich freue mich wirklich riesig auf die Tournee und bin gespannt, wie meine CD ankommt. Ich habe ein gutes Bauchgefühl, klopfe aber trotzdem dreimal auf Holz. Einer meiner Liedtexte heißt: Es wird alles gut, wenn Du die Träume in Dir weckst. Dich nicht geschlagen gibst und alles tust. Ich habe versucht mein Bestes für die CD zu tun.

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Petra Cichos / Oktober 2013

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Joachim Fuchsberger: Der Tod ist meine letzte Hürde / Interview

21. November 2013 Cichos Keine Kommentare

Joachim Fuchsberger

Joachim Fuchsberger

Joachim Fuchsberger Interview

* Ich habe keine Angst vor dem Tod

* Der Tod ist meine letzte Hürde

* Ich will meine Frau nicht allein lassen

* Wenn meine Frau stirbt, sterbe ich auch

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Herr Fuchsberger, Ihr Buch heißt: “Altwerden ist nichts für Feiglinge”. Sind Sie mutig?

Da ich das Altwerden schon geübt habe, schon seit länger Zeit, bin ich voll im Training und weiß welche Leistungen ich mir zutrauen kann oder nicht. Ich kenne mein Limit. Mein Lebenslimit und weiß, dass der Tod nicht nur in sportlicher Hinsicht die letzte Hürde ist. Das macht mir keine Angst. Das ist Realität. Ich bin mutig genug die Realität zu sehen.

Kostet Altwerden Kraft?

Sicher. Das ist ja genau der springende Punkt. Erst ist es die körperliche Kraft, die schwindet. Erst da fängt man erst darüber richtig an nachzudenken, dass der Lebenszeitplan sich minimiert. Der Mensch hat nun mal ein natürliches Verfallsdatum. Und ich bin auch nur ein Mensch und weiß das.

Nur steht das Verfallsdatum bei der Geburt noch nicht fest…

Weil der Tod wahllos zugreift. Der kümmert sich nicht um Lebensträume oder Ziele eines einzelnen Individuums. Oder welche Schmerzen er bei den Angehörigen verursacht. Was kümmert dem Tod die Reihenfolge. Warum erst unser Sohn und nicht wir? Der Tod ist ein Schwein. Und er kommt mit unserer Geburt.

Wenn das Kind vor einem selbst stirbt bleibt die riesengroße Frage: Warum?

Natürlich stellt man sich die Frage. Aber das bringt nichts. Es gibt ja keine Antwort. Und wenn es eine Antwort geben würde, wäre es auch nicht leichter. Jede Antwort darauf wäre falsch und bitter. Zum Glück hat unser Thommy ein sehr lebenswertes Leben gehabt. Er ist in der ganzen Welt unterwegs gewesen und sprühte vor Kreativität.

Es gibt den Begriff Trauer-Arbeit…

Der trifft sogar auf uns zu. Meine Frau und ich haben im wahrsten Sinne des Wortes sehr viel gearbeitet. Aus Thommys tausenden von Fotos haben wir ein Buch raus gearbeitet. Dazu seine Reise-Beschreibungen. Das war tröstliche Arbeit, denn es hat uns nochmals gezeigt, wie offen und aufgeschlossen er gegenüber allen Kulturkreisen war.

Glauben Sie an Gott?

Manchmal bewundere ich Menschen um ihren Glauben. Sie haben es oft dadurch leichter im Leben. Ganz besonders wahrscheinlich auch bei der Trauer. Sie finden in ihrem Glauben Trost. Meine Frau und ich haben sehr viel Trost von unseren und Thommys Freunden bekommen. Das war eine sehr große Hilfe.

Sie selbst hatten auch schon den Tod vor den Augen. Schwere Gelbsucht, Herz-Probleme…

Ja, und noch ein paar andere nicht ganz geplante körperliche Ungelegenheiten. Aber auch das gehört zum Leben. Deshalb habe ich mir vor Operationen nie große Gedanken gemacht. Denn Gedanken können trotzdem nicht den Verlauf einer Operation beeinflussen. Schon gar keine Todes-Gedanken.

Sie sprechen so locker über den Tod…

Weil ich eben schon mehrmals davor stand. Mein Respekt vor Ärzten und der Medizin ist schon sehr groß. Ich sage ja immer wieder, dass ich das reinste Ersatzteillager bin. Ohne die heutige Medizin wäre ich schon längst unter der Erde. Für meinen Bruder kam damals die medizinische Erfolgs-Quote zu spät. Heute wäre er nicht an Nierenversagen gestorben.

Im Alter wird man manchmal etwas grummelig und verbittert. Sie auch?

Grummelig kann man schon sein. Sich über weite Teile der Fernsehlandschaft aufregen. Oder was politisch falsch läuft. Verbittert? Nein, verbittert wäre falsch. Gerade im Alter bekommt man das Recht mehr zu genießen, sich mehr zu freuen. Diese Freude ist ganz wichtig fürs Altwerden.

Worüber haben Sie Freude?

Zuerst kommt meine Frau, dann wieder meine Frau und dann wieder meine Frau. Ja, das sage ich ohne Scheu und Maßgabe. Obwohl meine Frau maßgeblich bestimmt. Denn sie bestimmt gut, gerecht und fürsorglich. Deshalb werde ich das Gespräch jetzt auch beenden, denn es ist gleich Mittagszeit. Die Essens-Regierung ruft!

Guter Ehemann. Was wären Sie ohne Ihre Frau?

Ohne meine Frau würde ich nicht mehr leben. Wenn Sie stirbt, sterbe ich auch. Aber ich weiß auch, dass ich sie nicht allein lassen will. Ich halte durch, bis es nicht mehr geht. Wann es nicht mehr gehen wird, bestimmt allerdings dieser Gevatter Tod. Gevatter kommt übrigens aus dem Altdeutschen und heißt Mit-Vater. Ich will keinen Mit-Vater.

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Aktualisiert Oktober 2013

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Uwe Ochsenknecht: Interview

20. November 2013 Cichos Keine Kommentare

Uwe Ochsenknecht

Uwe Ochsenknecht

Uwe Ochsenknecht - Interview

· Bei der Paar-Therapie habe ich sehr viel über mich erfahren

· Ich brauche eine Frau zum Leben

· Fremdgehen ist nicht mein Ding

· Warum meine Ehe mit Natascha zerbrach

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Herr Ochsenknecht, Buch-Autobiographie heißt: “Was bisher geschah”

Ich wollte so einige Dinge klären. Wie man weiß, gebe ich selten Interviews. Und über private Dinge zu erzählen, gehört eigentlich auch nicht zu meinem Lebens-Repertoire. Aber es gab so viele, manchmal unsägliche Schlagzeilen, dass ich einfach, auch für mich, alles einmal aufschreiben wollte.

Das ist Ihnen auch gelungen. Sie schreiben zum Beispiel offen über Ihre Paar-Therapie.

Ja, ich finde auch nicht, dass es ein Zeichen von Schwäche oder unmännlich ist, sich einer Paar-Therapie zu unterziehen. Im Gegenteil. Wenn man an einem Zustand allein nichts ändern kann, an einem Ehekrisen-Punkt angelangt ist, bei dem man sich im Kreise dreht, muss man andere Wege gehen. Zumal, wenn man gemeinsame Kinder hat.

Wie war diese Therapie für Sie?

Man erfährt von einer neutralen Person Dinge über sich, die einen anderen Blickwinkel ergeben. Dazu kam, dass ich sehr bereit dafür war. Die Therapie war ja meine Idee. Also konnte ich mich gut öffnen. Natascha fand es nicht so hilfreich. Sie wollte sich von niemandem erzählen lassen, wie ihre Psyche funktioniert. Das ist kein Vorwurf.

Dabei war Natascha damals Ihre Traumfrau…

Natürlich habe ich sie sehr geliebt. In meinem Buch schreibe ich, dass ich sehr stolz darauf war, sie an meiner Seite zu haben. Ich brauchte, das gebe ich offen zu, schöne Frauen, um mich aufzuwerten. Trophäen. Natürlich war Natascha nicht nur schön, sondern hatte auch andere charakterliche Vorzüge. Damals hat alles gepasst.

Heute schreiben Sie von Ihrer größten Liebe Kiki…

Das meine ich nicht beleidigend. Meine Lebensgefährtin Kiki ist jetzt für mich die größte Liebe. Betonung auf jetzt. Der Mensch, auch ich, entwickelt sich ja weiter, auch mit seiner Gefühls-Intensität. Vielleicht liegt es am Alter, an den Erfahrungen oder banal gesagt, dass man reifer wird. Auch reifer für die Liebe. Auch reifer zu genießen.

Männliche Altersweisheit?

Männliches, menschliches Durchleben. Zum Beispiel Liebeskummer. Mein erster Liebeskummer war so heftig, so schmerzhaft. Ich habe gelitten wie ein Hund und dachte, dass nun alles vorbei wäre. Aber irgendwann steht man auf, schüttelt es ab und geht mehr als gestärkt weiter.

Niederlagen machen stark…

Erfahrungen machen stark. Situationen machen stark. Natürlich hängt es immer davon ab, was man daraus macht. Ich habe immer versucht Dinge zu reflektieren. Warum ist das jetzt so? Was mache ich falsch? Oder macht der andere falsch? Bei der Paar-Therapie, die ich dann übrigens alleine weiter gemacht habe, habe ich zum Beispiel Streit-Kultur intensiviert.

Streit-Kultur…

Ja. Wie redet man miteinander? Warum und weshalb und vor allem wie, machen ich dem anderen Vorwürfe? Wie steht es mit mir selbst? Habe ich wirklich Schuld? Stimmt es wirklich, was der andere mir vorwirft? Man sagt ja so schnell etwas und wirft dem anderen Dinge an den Kopf, die oft unlogisch, unschön und so voller Hass sind.

Worüber haben Sie denn mit Natascha gestritten?

Ach, es war eher eine gemeinsame Unzufriedenheit. Das verflixte siebente Jahr. Wir sind pausenlos umgezogen, der Alltag, die Kinder. Mir fiel auf, dass ich mit ihr über viele Dinge, die mich interessierten, nicht mehr austauschen konnte. Sie war immer sehr kontrolliert und beherrscht, konnte sich schwer gehen lassen. Die Augenhöhe stimmte nicht mehr.

Die Augenhöhe…

Am Anfang der Beziehung war sie sehr auf mich fixiert, was natürlich für mich sehr schmeichelhaft war. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass ich sie zu Gesprächen anspornen musste. Für mich gab und gibt es gesprächlich mehr im Leben als Haushalt, Kinder, kochen, Beruf. Das ist wie gesagt kein Vorwurf. Natascha hat alles top gemeistert.

Aber es fehlte die tiefe Gesprächs-Ebene?

Jeder Mensch entwickelt sich ja weiter. Die Qualität verändert sich. Schlichtweg gesagt haben Natascha und ich uns auseinander gelebt. Ein banaler Begriff, aber einfach wahr. Sie scheint ja eine gute Ebene mit ihrem neuen Freund gefunden zu haben. Das ist schön für Beide. Ich habe meine Qualität mit meiner neuen Lebensgefährtin gefunden. Auch das ist schön.

Heiraten?

Manchmal kann ein Trauschein eine Liebe zerstören. Wenn man heiratet, knüpft man seine Beziehung automatisch an Bedingungen. Manchmal kann die Ehe mit all ihren Verpflichtungen und Erwartungen wie ein Korsett sein. Das den Gefühlen die Luft zum Atmen nimmt. Manchmal…

Stichwort Fremdgehen…

Ist nicht so mein Ding. Aber das ganz automatisch. Denn wenn ich liebe, eine tolle Frau an meiner Seite habe, ist mein Bedürfnis nach anderen Frauen gleich null. Ich muss mich da nicht mal zwingen treu zu sein. Das war schon immer so. Und natürlich hat es was mit Respekt vor dem Partner zu tun. Ihm nicht weh zu tun, die Liebe zu zerstören.

Sind Sie glücklich?

Eindeutige Antwort: Ja. Vor gar nicht langer Zeit habe ich mich immer noch gefragt, ob es alles wahr ist, ob da nicht ein Haken ist, ob da nicht noch irgendwas Böses kommt. Peng, und alles ist vorbei. Das ist natürlich eine völlig falsche Grundeinstellung. Als ob man sich verbietet das Glück zu genießen.

Warum sind Sie glücklich?

Der Beruf. Ich bin mit Leib und Seele Schauspieler. Meine Freundin. Meine Kinder. Meine Gesundheit. Ich fühle mich absolut fit. Das Leben hier und jetzt. Ich habe auch keine Angst vor dem Tod. Ich habe gar keine Ängste mehr. Ich bin mit mir im reinen. Ich bin gespannt, was noch kommt, was demnächst geschieht…

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Petra Cichos / Oktober 2013

Uwe Ochsenknecht / Interview mit Petra cichos

Uwe Ochsenknecht / Interview mit Petra Cichos

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Marika Rökk: Interview mit Tochter Gabriele

20. November 2013 Cichos Keine Kommentare

Marika Rökk mit Tochter Gabriele

Marika Rökk mit Tochter Gabriele

Marika Rökk

Interview mit Tochter Gabriele Jacoby

· Ich vermisse meine Mutter sehr

· Meine Mutter hat ihr Leben geliebt

· Ja, sie war streng – aber liebevoll streng

· Sie ist zufrieden aus dem Leben gegangen

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Frau Jacoby, Ihre Mutter Marika Rökk wäre am 3. November 100 Jahre alt geworden…

Damals dachte ich auch, dass sie bestimmt 100 Jahre alt wird. Sie ist jedoch im Mai 2004 mit 90 Jahren gestorben. Aber auch das ist ein stolzes Alter. Zumal sie keine Schmerzen hatte und alles sehr schnell ging. Herzversagen. Sie hat nicht geahnt, dass sie sterben wird. Also keine Vorahnung, was man ja manchmal hat.

Wie waren die letzten Lebenstage Ihrer Mutter?

Natürlich war sie nicht mehr so fit. Sie hat sich auch sehr zurück gezogen aus der Öffentlichkeit. Ihr letzter Auftritt war mit 79 Jahren. Da hat sie noch einmal das ganze Programm hingelegt. Mit fast 80 Jahren. Auch eigentlich unglaublich. Aber so war sie: Entweder alles richtig und gut, oder gar nicht.

Kam dann die Wehmut? War Ihre Mutter ohne Bühne dann traurig?

Nein. Sie hat weder gejammert noch pausenlos über ihr Berufsleben geredet, was ja ältere Stars dann immer gerne tun. Das meine ich nicht negativ. Gerade erfolgreiche Menschen haben auch später das Recht darüber zu erzählen oder zu jammern. Aber meine Mutter war da sehr sachlich und realistisch. Sie war bis zum Schluss positiv.

Hatte Ihre Mutter Angst vor dem Tod?

Nein, überhaupt nicht. Sie hat immer gesagt, dass der ja kommen muss. Darüber zu grübeln wäre sinnlos. Sie ist zufrieden aus dem Leben gegangen. Sie hatt immer gesagt, dass sie ein glückliches Leben hatte. Dass sie gar nicht mehr erwarten durfte. Ich habe ja alles, waren ihre Worte. Genieße jeden Tag so wie er ist – und gut ist.

Angeblich war Ihre Mutter sehr streng zu Ihnen…

Streng ist ein abstrakter Begriff. Insofern war sie streng, dass sie auf mich aufgepasst hat, mich beschützen wollte, mir Disziplin, Werte und Respekt vor jeden Menschen beigebracht hat. Meine Mutter war liebevoll streng. Wir konnten über alles reden. Überlege Dir, was Du tust, hat sie mir immer gesagt.

Stört es Sie, immer auf Ihre Mutter angesprochen zu werden, verglichen zu werden?

Ich kenne es ja nicht anders. Das begleitet mich ja mein ganzes Leben. Viele sagen ja auch, dass wir viel Ähnlichkeit hätten. Und je älter ich werde, umso mehr gemeinsame Charakterzüge erkenne ich. Vor kurzem habe ich mir alte Fotos angeschaut. Bei einigen Jugend-Fotos wusste ich erst gar nicht, ob ich oder meine Mutter es ist.

Welche gemeinsamen Charakterzüge erkennen Sie?

Wenn nicht gleich etwas gelingt, nicht aufgeben. Aber auch nicht darüber meckern. Es wird schon, Du musst es nur noch einmal oder mehrmals probieren, war die Devise. Wir haben auch das gleiche Energie-Potential. Also Dinge sofort anzupacken. Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste, aber voller Energie. Meine hatte bis zum Tod noch unglaublich viel Power.

Auch Sie wurden Tänzerin und Sängerin…

Musical-Darstellerin nennt man das. Meine Mutter hat mich damals übrigens nicht gedrängt, es zu tun. Im Gegenteil, sie hat mir die negativen aber auch positiven Aspekte genau erklärt. Und natürlich musste ich damit leben, eben die Tochter von Marika Rökk zu sein. Aber ich habe es angenommen.

Und nicht bereut?

Nein, ich liebe meinen Beruf. Zum 100. Geburtstag meiner Mutter gibt es ein Hommage-Bühnenstück. Ich war auch nie neidisch auf meine Mutter. Im Gegenteil. Ich bin sehr glücklich und stolz, dass ich so eine Mutter haben durfte. Das verkläre ich jetzt auch nicht. Ich weiß, dass schon oft anderes geschrieben wurde. Das stimmt einfach nicht.

Welche besondere Erinnerung haben Sie an Ihre Mutter?

Als meine Mutter mich nach meiner ersten Scheidung aufgefangen hat. Sie ist mit mir für zwei Wochen nach Griechenland gefahren. Abschalten, Urlaub. Wir hatten ein gemeinsames Zimmer und waren uns so nah wie nie. Ich sehe sie immer noch vor mir, wie sie mit einem Handtuch durchs Zimmer getobt ist, um irgendwelche Viecher zu vertreiben. Herrlich.

Noch eine Erinnerung?

Als ich mit 19 Jahren eine verpfuschte Blinddarm-Operation hatte. Mein Leben hing am seidenen Faden. Ich wurde dann nochmals zweimal operiert. Meine Mutter hat vor Angst gezittert. Da habe ich ihre unendliche Liebe gespürt. Auch wenn sie früher in meiner Kindheit oft beruflich weg war, sie war trotzdem immer für mich da.

Wer hat dann auf Sie aufgepasst?

Ich war oft bei meinen Großeltern. Als meine Mutter mich einmal nach einem längeren Film-Dreh abholen wollte, war ich bockig und wollte nicht mit. Später hat mir meiner Mutter erzählt, wie es ihr das Herz zerrissen hat. Überhaupt hat sie, typisch Mutter, Besuchern gegenüber immer Kinderfotos gezeigt, Geschichten erzählt.

Sie wohnen jetzt im Haus Ihrer Mutter bei Wien..

Ja, wobei das Haus ein Fass ohne Boden ist. Damals hatte meine Mutter vierzig Jahre lang nichts daran gemacht. Der Witz ist, dass viele ja denken, dass ich als Tochter von Marika Rökk in Geld schwimme  Dem ist aber nicht so. Außerdem geht jeder übrige Cent in meine Tierstiftungs-Hilfe.

Sie haben den Nachlass Ihrer Mutter verkauft…

Verkauft hört sich so nach viel Geld an. Nein, das Berliner Film-Museum hat den Nachlass übernommen. Außer ein paar kleinen Erinnerungs-Stücken, habe ich eigentlich gar nichts mehr. Aber das ist in Ordnung. So ist alles zusammen geblieben, eine Einheit. Deshalb wollte ich keine Nachlass-Versteigerungs-Auktion starten.

Wenn Ihre Mutter noch leben würde, was würden Sie ihr sagen?

Dass ich sehr glücklich darüber bin, dass ich Deine Tochter sein durfte. Dass Du eine gute Mutter, Frau, Mensch warst. Dass ich Dich sehr bewundere und je älter ich werde, bestimmte Sachen noch besser verstehe. Wo Du auch jetzt immer bist, ich weiß, dass Du zufrieden bist. Ich weiß aber auch, dass Du immer bei mir bist. Ich vermisse Dich sehr.

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Oktober 2013

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Die Geissens: So sind wir wirklich / Interview

20. November 2013 Cichos Keine Kommentare

Die Geissens

Die Geissens

Exklusiv

Die Geissens - Interview mit Carmen und Robert Geiss

· So sind wir wirklich

· Wir verstellen uns nicht

· Alles über böse Gerüchte: Alkohol, Fremdgehen mit Nanny, angebliche Pleite

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Reisen mit den Geissens, heißt Ihre Werbe-Kampagne mit dem TV-Sender „Sonnenklar“…

Robert: Ja, eigentlich verbinden wir da unser Hobby mit Arbeit. Und ehrlich gesagt, es ist doch eine mehr als angenehme Arbeit. Schöne Hotels, schöne Reisen, Urlaub, Entspannung und natürlich testen wir gerne so manche Reise, manches Hotel.

Carmen: Ich erst recht. Ich bin ja immer diejenige, die sofort alles durchcheckt und auch sofort Mängel entdeckt. Sauberkeit, Service, entsprechende Leistung zum Geld. Ich bin aber kein Nörgel- oder Meckertyp. Ich will einfach nur, dass wir uns wohl fühlen.

Reisen, Urlaub, oft ein Stress-Faktor. Ehe-Krach…

Robert: I wo. Wir sind da immer ganz entspannt. Wir sind ja sowieso jeden Tag zusammen. Man geht sich doch oft nur auf den Keks, wenn man plötzlich rund um die Uhr zusammen ist, es ungewohnt ist, es vorher wohl schon Stress gab.

Carmen: Ich bin doch nicht verrückt mich zu streiten, mir den Urlaub zu vermiesen. Das ist doch viel zu negativ, dafür bezahle ich doch kein Geld. Außerdem sind unsere Töchter immer mit dabei. Das wäre denen gegenüber doch unfair.

Wann gibt es denn überhaupt mal Streit?

Robert: Ach, das sind Mini-Sachen. Außerdem kennen wir uns lange genug. Jeder kennt vom anderen genau seine Eigenschaften. Klar ist man manchmal unterschiedlicher Meinung. Aber Stress und Streit und Krach? Ich bin doch nicht verrückt. Dazu ist mir die Zeit zu schade.

Carmen: Wenn es bei uns mal grummelt, wie die Bayern ja so sagen, dann bekommen das auch die Kinder mit. Dann stehen die vor uns, schauen uns an und warten so lange, bis wir uns wieder umarmen. Total süß.

Wer hat denn bei Ihnen nun wirklich das Sagen? Carmen…?

Robert: Klar, meine Frau. Denkt sie. Sie denkt, dass sie denkt, aber ich lenke. Nein, da gibt es wirklich keine bestimmte Dominanz, kein Zepter. Würde ich mir auch gar nicht gefallen lassen. Umgekehrt würde sich Carmen nie unterdrücken lassen. Was manchmal schade ist.

Carmen: Das hättest Du gerne? Eine kleine, schwache, pflegeleichte, auszubeutende Frau?  Vergiss es, Du würdest vor lauter Langeweile um die nächste Kurve flitzen. Außerdem: So etwas wie mich bekommst Du nie wieder.

Robert, stimmt das?

Robert: Stimmt, sooo etwas wie meine Frau bekomme ich nie wieder. Will ich ja auch nicht, denn das hatte ich ja dann schon. Außerdem, das ist ja schon fast eine Liebes-Kompliment: Carmen macht Dinge, die nicht so mein Ding sind. Schmeißt den Haushalt, organisiert…

Carmen: Und erledigt die unangenehmen Dinge. Zum Beispiel wenn das Hotel-Zimmer doof ist. Dann bin ich diejenige, die an der Rezeption steht. Die Mecker-Frau. Wobei ich nicht meckere, sonder höfliche Kritik anwende.

Ist die Rollen-Verteilung auch bei der Kinder-Erziehung so?

Robert: Nein, nein, das überlasse ich nicht nur meine Frau. Unter dem Motto: Papa gibt Geschenke, Mama schimpft. Da ziehen wir am gleichen Strang. Und wir verwöhnen unsere Kinder wirklich nicht.

Carmen: Liebevoll, aber auch streng. Muss man auch. Wir zerren sie auch nicht vor die Kamera, wie uns manchmal nachgesagt wird. Das können beide immer für sich entscheiden. Zum Glück sind beide pflegeleicht. Auch auf Reisen.

Und eine hübsche, junge, blonde Nanny fährt immer mit…

Robert: Ich weiß was jetzt kommt. Hübsche Nanny, ich Schwarzenegger oder so, die sie heimlich vernascht. Oder dass die neue Nanny eine jüngere Ausgabe von Carmen wäre. Was bitteschön soll ich mit einer jüngeren Ausgabe? Wo ist da der Reiz des Neuen?

Carmen: Das Fremdgeh-Gerücht mit der Nanny ist schon etwas unter der Gürtel-Linie. Hallo? Wenn so etwas unsere Töchter lesen? Außerdem bin ich doch nicht blöd. Ich weiß genau, wen ich einstelle. Ich habe sie eingestellt.

Also keine Nanny-Gefahr?

Robert: Hm, wenn sie ne andere Haarfarbe hätte? Nein, das ist wirklich oberquatsch. Außerdem hat Carmen lauter Alarm-Knöpfe im Kopf. Hatte sie schon immer. Oder Bauchgefühl oder wie man das bei Frauen nennt. Den achten, neunten oder zehnten Sinn.

Carmen: Ich sehe das ganz egoistisch. Eine hübsche Nanny passt doch viel besser zu uns. Von der Ästhetik her. Von der Art her. Schließlich ist sie mit uns unterwegs, sie sitzt mit uns am Tisch, auch im Restaurant. Ich liebe eine schöne, hübsche Umgebung.

Trotzdem: Intensive Nähe schafft Intimität…

Robert: Umso besser. Es muss ja auch Vertrauen da sein. Wir müssen uns auf die Nanny verlassen können. Eine Nanyy hat eine riesige Verantwortung. Und natürlich muss man sie dann dementsprechend kennen.

Carmen: Ach, hat mein Göttergatte das nicht schön gesagt? Dieses ganze Gerde mit der Nanny oder mit den Alkohol-Gerüchten. Warum alles so negativ. Ist das Leben nicht hart genug? Warum jemand mit so einem Blödsinn angreifen?

Neider?

Robert: Klar sind das Neider. Keine Ahnung warum. Das Geld ist uns ja nicht auf den Kopf gefallen. Wir haben für unsere Mode-Firma hart gearbeitet. Dann darf man ruhig zugeben, dass man gerne schöne Dinge genießt. Schöne Autos, eine schöne Yacht…

Carmen: Wobei wir das Geld nicht zum Fenster raus schmeißen. Geizig sind wir auch nicht. Man lebt doch bitteschön nur einmal. Wie man es macht, macht man es falsch. Nehmen wir unsere Kinder mit zu Terminen oder vor die Kamera, verkaufen wir sie angeblich. Lassen wir sie daheim, so sind wir Rabeneltern, kümmern uns nicht.

Nervt die Kritik?

Robert: Klar muss man damit leben. Aber wir leben von den Fans, nicht von den Neidern. Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, muss mit der Öffentlichkeit leben. Auch wenn wir auf der Straße angesprochen werden. Da würde ich nie hochnäsig sagen: Hau ab, Du störst.

Carmen: Außerdem muss man die Relation sehen. Wenn es uns nerven würde, würden wir sagen: Hallo, ab jetzt keine Kameras mehr, keine Interviews, nix, null gar nichts mehr. Wir verstellen uns auch nicht. Wir sind so wie wir sind.

Immer so gut drauf wie jetzt? Sie lachen viel…

Robert: Ohne Lachen würden wir sterben. Und ehrlich. Wir haben doch allen Grund zum Lachen. Über das Gerücht mit unserer angeblichen Pleite. Wir leben in Monaco. Wer da kein Geld hat, fliegt raus. Wenn das eine Pleite-Leben ist, was ist dann reich?

Carmen: Ich könnte nie mit einem Muffelmann an meiner Seite leben. Auch wenn es manchmal so rüber kommt, dass ich mehr als Robert rede. Wir reden gemeinsam über alles. Daher gibt es auch keine Missstimmungen. Und wir können wirklich gemeinsam über alles Lachen. Besonders über komische Dinge.

Angeblich haben Sie eiskalt Ihren Bodyguard abserviert…

Robert: Toller Security-Mann, der im Nachhinein so schlecht über seine Arbeitgeber redet. Wenn es denn zu Recht wäre. Aber er war bei uns nicht angestellt. Wir haben ihn nur nicht neu gebucht.

Carmen: Weil bei Terminen oft die jeweilige Firma, Sender oder der Veranstalter die Leute ordert und bestellt. Warum sollen wir dann noch persönlich Bodyguards anfordern ? Sorry, lieber Bodyguard, aber ich denke, das war eher ein Eigentor.

30 Jahre Liebe, 30 Jahre ein Team…

Robert: 33 Jahre und vier Monate. Ha, jetzt bin ich stolz, dass ich das so genau weiß. Angeblich würden die Männer das ja immer vergessen. Hochzeitstage merke ich mir auch. Wobei wir uns da nicht groß was schenken.

Carmen: Stimmt. Eigentlich haben wir ja auch alles. Und Robert ist sowieso kein schmachtender Säusel-Typ mit roten Rosen in den Armen. Ich nerve aber auch nicht und sage: Hallo, wo ist jetzt mein 33 Jahre-Rosenstrauß?

Keine Romantik?

Robert: Romantik? Ich bin doch ein Mann. Ein echter Mann. Spaß beiseite: Jeder Tag mit uns ist ein Geschenk für uns. Habe ich das nicht schön gesagt? Ich übertreffe mich heute noch. Carmen? Sag doch mal was…

Carmen: Jaaa, Rooobert, Du übertriffst Dich heute noch. Hast Du heimlich geübt? Wer war Deine Lehrmeisterin? Muss ich mir Sorgen machen? Ist Sie blond, braun, schwarz, oder hast einfach nur ein schlaues Buch gelesen?

Er ist schlau…

Robert: Danke für das Kompliment. Siehst Du Carmen, jetzt muss ich mir Komplimente von anderen Frau anhören. Wo soll das noch hinführen? Aber nein, Du bist ja meine Lehrmeisterin.

Carmen: Oh Gott, hör auf, sonst glauben die Leute wirklich noch, dass Du was getrunken hast. Und das morgens um 10. 00 Uhr. Trink Dein Wasser und mache am besten wieder einen Mach-Spruch. Das ist glaubwürdiger.

Wie verläuft ein wirklicher Alltag?

Robert: Eigentlich ganz spießig. Wenn Carmen kann, schläft sie gerne etwas länger. Schönheits-Schlaf. Ob er hilft, weiß man nicht. Ja, das war jetzt ein Macho-Spruch. Jedenfalls sind wir weder jeden Tag auf der Piste, noch machen die Nächte partymäßig durch.

Carmen: Das würde auch gar nicht gehen. Haushalt, Kinder, Organisation. Robert kümmert sich um die Finanzen, alles andere mache ich.  Meistens gehen wir schon gegen 23. 00 Uhr ins Bett. Also ganz stinknormal. Trotzdem ist es kein Gähn-Leben.

Eigentlich noch irgendwelche Wünsche?

Robert: Dass es so bleibt wie es ist? Noch mehr Wünsche wären unangemessen. Wir haben doch schon alles. Geld, Gesundheit, tolle Töchter. Eine gute Ehefrau wäre auch prima. Ja, ich weiß, solche Sprüche soll ich nicht sagen.

Carmen: Ach, sag doch was Du möchtest. Rede Dir ruhig Deinen eigenen Strick zurecht. Aber wenn, dann musst Du solche Sachen ernst sagen, ohne Grinsen. Dann wirst Du vielleicht erhört oder glaubt Dir jemand, dass Du es ernst meinst. Apropos Wünsche..

Apropos Wünsche?

Robert: Ja, natürlich wäre es schön, wenn es mehr Menschen so gut gehen würde wie uns. Es ist uns durchaus klar, wie gut wir es haben. Es war aber auch nicht immer lustig. Am Anfang der Arbeits-Stress, der Existenz-Aufbau. Die neun Fehlgeburten…

Carmen: Trotzdem haben wir immer positiv gedacht. Weißt Du noch unser erster Camping-Urlaub? Kaum Geld, nix Luxus. Nächtelang geackert. Ohne Motivation, ohne positive Gedanken, wäre das nie gegangen.

Nie eine Trennungs-Phase gehabt?

Robert: Es hört sich kitschig an, aber es stimmt wirklich, wenn ich sage: Nein. Wir waren 16 und 17 Jahre alt und sind immer noch zusammen. Eine andere Frau möchte ich gar nicht. Dann würde ich ja noch mal den Fehler von vorne beginnen.

Carmen: Da ist er wieder, mein lieber Robert mit seinen liebevollen Sprüchen. Aber genau das ist das Geheimnis unserer Ehe. Nicht die Worte auf die Gold-Waage legen. Sehen, was hinter so einem Spruch gesagt wird. Außerdem kann ich seine Gedanken lesen.

Gedanken lesen?

Robert: Klar sehen wir sofort, was der andere denkt. Wenn Carmen zum Beispiel ihre Lippen so schürzt. Und dann dieser Blick. Ihr Blick könnte manchmal töten. Nicht mich, hoffe ich, aber bei ganz bestimmten Situationen…

Carmen: Ja, wenn irgendeine Situation nicht stimmt, brauchen wir uns nur anzuschauen. Und peng, es steht uns beiden auf der Stirn geschrieben, was aber nur wir lesen können. Denke ich. Und im Übrigen: ich würde sofort jede Lüge bei Robert ablesen.

———————————————————————————————-Oktober 2013

Interview-Foto: Die Geissens mit Petra Cichos

Interview-Foto: Die Geissens mit Petra Cichos

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